Editorial

Von Andreas Wirz

Lesezeit 1 min.

Das inhaltlich wie umfangmässig schwergewichtige Medicus Mundi Bulletin Nr.66 ist dem Thema Arbeitsgesundheit und Arbeitssicherheit gewidmet. Dass zu diesem Fragenkreis auch international viel zu sagen ist, zeigt bereits das lange Inhaltsverzeichnis, von WHO über Novartis bis zu den Gewerkschaften, von rumänischen Zementfabriken über kenyanische Eisenbahnwerkstätten bis zu zentralamerikanischen Bananenplantagen, kolumbianischen Rosen und den Menschenrechten in China wird wahrlich ein breites Spektrum abgedeckt.

Einmal mehr ist es hauptsächlich der Westen und der Norden, der von tiefen Löhnen im Süden profitiert, welche zumeist eben nur „dank“ mangelnder Sicherheitsvorkehrungen möglich sind. Ansätze zur Verbesserung dieser Situation werden beispielsweise im Artikel aus Swaziland aufgezeigt: Werden die Arbeitsbedingungen verbessert, steigt auch die Produktion.

Und bei uns? Die Schweiz war eines der ersten Länder, welches Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmer eingeführt hat, das erste stammt aus dem Jahr 1877. Dass Arbeit - im richtigen Mass - durch Befriedigung und Selbstbestätigung nicht nur eine Bedrohung sondern auch eine Quelle der Gesundheit sein kann, zeigt Ueli Kraft sehr schön in seinem Grundsatzartikel. Wie sagte doch schon Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift“. Arbeitslose sind nicht nur durch den Verlust ihres Selbstwertgefühls, sondern auch sondern auch durch Tabak und Alkohol besonders gefährdet. Während der Begriff „Arbeit“ etymologisch auf das althocheutsche „arebeyt“ gleich Mühsal, Plage zurückgeht, sieht Max Frisch Arbeit doch wieder als sinnstiftende Tätigkeit, indem er 1950 formulierte: „Erst in den Zeiten, wo die Arbeit uns wieder verlassen hat, zeigt es sich deutlicher, warum man, wenn es irgendwie geht, überhaupt arbeitet; es ist das einzige , was uns am Morgen, wenn man jäh und wehrlos erwacht, vor dem Schrecken bewahrt; was uns in dem Labyrinth, das uns umgibt, weitergehen lässt; es ist der Faden der Ariadne.“

Offenbar hat dieser Ariadnefaden eine deutliche Tendenz, sich zu verwirren. Trotzdem hoffe ich, dass sich unsere Leserschaft in dem Labyrinth der Thematik zurechtfindet.