Editorial

Freiwilligenarbeit: Unbeachtete Helfer, beachtliche Resultate?!

Von Barbara Schürch

Lesezeit 2 min.

Das Jahr 2001, wurde von der UNO zum Jahr der Freiwilligenarbeit erklärt. Damit soll der Wert und die Bedeutung der weltweit an freiwillig geleisteter Arbeit aufgezeigt und gewürdigt werden. Mit "Freiwilligenarbeit" werden Leistungen für die Gemeinschaft ausserhalb der eigenen, unmittelbaren Familie bezeichnet, die aus freiem Willen und ohne Profitstreben erbracht werden.

In reicheren Ländern wie der Schweiz, ergänzt die Basisarbeit von Freiwilligen die soziale Sicherung, in Afrika ermöglicht sie das Überleben. Die Freiwilligenarbeit ist überall von wichtiger Bedeutung, die jeweilige Ausprägung und der Stellenwert jedoch je nach Kontext unterschiedlich. Eine vitale Bedeutung erhalten soziale Netze und Freiwilligenarbeit insbesondere in Ländern des Südens, wo die Ökonomie von einem geringen Anteil an Lohnarbeit geprägt ist.

Zu den vielen Facetten der Freiwilligenarbeit haben sich im vorliegenden bulletin verschiedene Autorinnen und Autoren aus Nord und Süd Gedanken gemacht.

Anhand konkreter Beispiele, etwa der Zusammenarbeit des Basler Fördervereins mit dem St. Paul's Mission Hospital in Sambia oder einer Jugendgruppe im Tschad, die sich für die AIDS-Prävention engagiert, werden die Erfolge und Potentiale der Freiwilligenarbeit aufgezeigt. Es wird aber auch dazu aufgerufen, die Grenzen der Organisationen der Zivilgesellschaften wie der einzelnen Freiwilligen realistisch einzuschätzen. Es wird insbesondere darauf hingewiesen, dass weder die Zivilgesellschaft noch der Staat alleine der Herausforderung einer gerechten und nachhaltigen Entwicklung gerecht werden kann. Es braucht die ergänzende Zusammenarbeit, die von seiten des Staates aber keinesfalls aus Sparzwecken eingegangen werden darf. Freiwillige Arbeit kann herkömmliche Leistungssysteme ergänzen, soll aber kein Ersatz für sozialstaatliche Leistungen sein.

Dass Freiwillige hier wie dort von ihrem Einsatz auch profitieren zeigt sich etwa bei Assoziationen und Gruppen in Afrika, die sich auf die eigene Lebenswelt und in ihrer Freiwilligenarbeit auf die Selbsthilfe konzentrieren. Neben der gegenseitigen Hilfe, um besser überleben zu können, steht heute insbesondere bei uns oft das Bedürfnis nach Kontakt, das Finden von Anerkennung oder das Suchen eines Ausgleichs.

Motivation für die Freiwilligenarbeit ist weder im Süden noch bei uns vorrangig materieller Art, denn die Mehrung des "sozialen Kapitals", die Ausdehnung des Beziehungsnetzes, ist, gerade in einer informellen Ökonomie, nicht zu unterschätzen.

In allen Kulturen haben gegenseitige Hilfe und Solidarität eine lange Tradition und trotz des Wandels der Form der Freiwilligenarbeit, wird die gegenseitige Solidarität auch in Zukunft von wichtiger Bedeutung sein; dies wenn wir davon ausgehen, dass Solidarität ein tief menschlicher Wesenszug ist.

*Barbara Schürch
Geschäftsführerin von IAMANEH Schweiz