Editorial

Von Vreni Wenger-Christen

Gesundheit für alle ist das Kernanliegen des Netzwerkes Medicus Mundi Schweiz; eine Vision, die durch die weltweite Gesundheitsarbeit von gegen 50 Netzwerk-Organisationen lebt und stetig weiterentwickelt wird.

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Im Spiegel dieser vielfältigen Wissens- und Arbeitsgemeinschaft mag der Schwerpunkt dieses MMS-Bulletins auf den ersten Blick trocken und abstrakt scheinen. Und doch, im Zeitalter weltweiter Pandemien und der in Arbeit befindlichen Gesundheitsaussenpolitik unseres Landes ist die Frage bedeutungsvoll: Wie soll die offizielle Schweiz auf die globale Gesundheit als aussenpolitische Herausforderung konkret eingehen und sie mit Leben füllen, und welche Rolle kann oder soll das Netzwerk Medicus Mundi Schweiz sinnvollerweise übernehmen?

Mit dem Symposium vom vergangenen 2. November in Basel hat Medicus Mundi Schweiz über den bisherigen Fachaustausch hinaus eine Wegmarke zum politischen Dialog gesetzt. Die im Vorfeld entstandene gemeinsame Erklärung der Netzwerk-Mitglieder für eine solidarische Gesundheitsaussenpolitik war Grundlage und Rahmen zugleich. In einem spannenden Bogen öffneten sich an der Tagung unterschiedliche Blickwinkel um die globalen Gesundheitsfragen, aber auch um die Mitverflechtung unseres Landes und um seinen weltinnenpolitischen Beitrag. Wie sehr internationale und weltweite Anliegen letztlich auch unsere eigenen sind oder gar sein müssen, wurde eindrücklich aufgezeigt.

Aus einer anfänglich abstrakten Materie entstanden unvermittelt verständliche Konzepte und Zusammenhänge. Die Ausführungen über globale Gesundheit als globales öffentliches Gut und die Forderung, dass die globale Gesundheitspolitik dem Phänomen der „Entgrenzung“ Rechnung zu tragen habe, waren Schlüsselmomente des Symposiums. Weitere vielfältige Aspekte, die für die Ausformulierung einer kohärenten Gesundheitsaussenpolitik zu berücksichtigen wären, wurden beleuchtet, so zum Beispiel die Agenda der schweizerischen Aussenpolitik, unsere Solidarität weltweit, das Recht auf gleichwertige Gesundheit für alle, Gesundheitsziele nach innen und aussen, Prioritäten und Programme, Eigeninteressen, die Bereitschaft zu Forschungsbeiträgen, der pharmaindustrielle Standort der Schweiz, die internationale Gesundheitshauptstadt Genf, die Budgetkonkurrenz in der Verwaltung...

Medicus Mundi Schweiz darf für sich beanspruchen, mit dem Symposium vom 2. November 2006 einen substantiellen Beitrag an den gesundheitspolitischen Dialog in der Schweiz geleistet zu haben. Es ist ein erster Schritt in einer längerfristigen Optik, die Netzwerkpositionen zum Thema globale Gesundheit zu verdeutlichen. Konkret bietet das Netzwerk den politischen Entscheidungsträgern an, sein Erfahrungspotential in den weiteren Prozess der Ausformulierung der Gesundheitsaussenpolitik in geeigneter Form einzubringen.

Vreni Wenger-Christen war bis Ende 2003 Departements-Co-Leiterin Internationale Zusammenarbeit beim Schweizerischen Roten Kreuz und ist Mitglied des Vorstandes von Medicus Mundi Schweiz, Netzwerk Gesundheit für alle. Als Generalistin mit Schwerpunkt Gesundheit und Partnerförderung war sie massgeblich beteiligt am Aufbau der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit des SRK. Sie ist derzeit als Beraterin tätig und sporadisch in Programmevaluationen engagiert. Kontakt: vreni.wenger@bluewin.ch. Die Symposiumsdokumentation findet sich auf www.medicusmundi.ch.