HIV/Aids: 46 Antworten auf eine globale Herausforderung

Betreuung von Dienstmädchen und Aufklärungsarbeit bezüglich Geschlechtskrankheiten und HIV/Aids

Von Maya Natarajan

Lesezeit 2 min.

Wie es die Tradition auch heute noch vorschreibt, heiraten Mädchen in Mali sehr jung. Die Eltern können oft nicht für die Aussteuer aufkommen, die für die Heirat benötigt wird. Deshalb zieht es junge Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren in die Stadt zur Arbeitssuche. Die Wenigsten sind aufgeklärt, weshalb die Gefahr, ungewollt schwanger oder mit Aids infiziert zu werden, gross ist.

Die Geschichte der 14-jährigen Mariam Keita steht stellvertretend für viele andere Schicksale. Sie ist mit der Erlaubnis ihrer Eltern nach Bamako, der Hauptstadt Malis, gefahren, um ihre Aussteuer zu finanzieren. Bei ihrer Ankunft wird sie von einem Bekannten ihres Dorfes empfangen. In einer Beamtenfamilie findet sie Arbeit als Dienstmädchen für einen Monatslohn von 15 Franken. Mariam arbeitet von 6 bis 21 Uhr. Den Rest des Abends verbringt sie mit ihren Freundinnen auf der Strasse oder auf einem öffentlichen Platz. Bei ihren abendlichen Spaziergängen werden die Mädchen von jungen Männern angesprochen, die ebenfalls als Saisonniers arbeiten. Diese Begegnungen führen oft zu sexuellen ungeschützten Kontakten. So ist auch Mariam schwanger geworden. Aus Angst, ihre Stelle zu verlieren, versteckt sie während acht Monaten ihren Zustand und arbeitet weiter. Einen Monat später, an einem friedlichen Nachmittag, verspürt sie plötzlich heftige Bauchschmerzen. Niemand beachtet sie, obwohl sie vor Schmerzen wimmert und ihr die Tränen herunter laufen. Und das Unvermeidliche geschieht: Mariam gebärt in einem Strassengraben unter den gleichgültigen Augen der Passanten. Erst bei den ersten Schreien des Babys wird die Menge neugierig und gruppiert sich um sie herum. Ihre Schürze ist blutüberströmt, sie ist verängstigt und will das Kind in den Graben werfen.

Somah Doumbia, der Koordinator der „Association Jeunesse et Développement du Mali“ (AJDM), beobachtet zufällig diese Szene und greift sofort ein: Mit Hilfe von anderen Frauen wickelt er Mariam und das Neugeborene in ausgeliehene Schürzen. Mariam wird ins Spital gebracht. Nach einigen Tagen geht es Mariam und ihrem Kind zwar besser, aber die Schwierigkeiten fangen erst an: Mariam kennt den Vater ihres Kindes nicht, und sie fragt sich, wie sie von ihren Eltern und ihrem Dorf aufgenommen wird. Aus Angst, die Ehre ihrer Eltern zu verletzten sowie aus Scham- und Demütigungsgefühlen, bleibt Mariam in Bamako.

In Zusammenarbeit mit IAMANEH Schweiz ist die AJDM in Bamako aktiv in der Informations- und Aufklärungsarbeit über Geschlechtskrankheiten und HIV/Aids. Angesprochen sind junge Frauen und Männer, die als Saisonniers in der Hauptstadt arbeiten. Die Aktivitäten von AJDM beziehen sich auf

  • die Registrierung der Dienstmädchen (im Moment rund 400)
  • den Aufbau und die Ausbildung von Promotorinnen
  • die Organisation von wöchentlichen Gesprächsrunden sowie Videoprojektionen zum Thema Geschlechtskrankheiten und HIV/Aids
  • die Organisation von medizinischen Sprechstunden in den Gesundheitszentren
  • die Organisation von kulturellen Abendveranstaltungen.

Schweizerische Organisation(en)

IAMANEH Schweiz

Partnerorganisation(en)

Association Jeunesse et Développement du Mali (AJDM)

Stichwörter

Prävention und Gesundheitsförderung

Land, Region

Mali

Zeitraum

1.11.2002 bis 31.10.2003

Kontakt

Maya Natarajan, Programmverantwortliche Westafrika, IAMANEH Schweiz, Aeschengraben 16, 4051 Basel, Tel. 061 205 60 87, mnatarajan@iamaneh.ch, www.iamaneh.ch

Publikationen

Der vollständige Artikel ist in der INFO Broschüre 2002 zum Thema HIV/Aids abgedruckt

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