HIV/Aids: 46 Antworten auf eine globale Herausforderung

Leben, Krankheit und Sterben in interkultureller Verflechtung am Beispiel von HIV/Aids im Südlichen Afrika

Von Joe Elsener

Lesezeit 2 min.

Im Romero Haus Luzern, dessen Trägerin die Bethlehem Mission Immensee (BMI) ist, gibt es seit etwa 15 Jahren eine Forschungsgruppe. Vertreter verschiedener wissenschaftlicher Fachgebiete wie Theologie, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften reflektieren über Grundlegung und Praxis des missionarischen Auftrags der Kirche, setzen sich mit innerkirchlichen Erfahrungen auseinander und suchen den Dialog mit anderen Religionen und Kulturen. Das gegenwärtige Studienprojekt wächst aus einem aktuellen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Kontext heraus, in dem die Bethlehem Mission mit missionarischen Einsätzen vertreten ist, hat aber auch weltweite Aktualität.

Aids konfrontiert uns im südlichen Afrika mit einer Tragödie, deren Ausmasse sich erst abzeichnen. Die Situation fordert von Staaten und Kirchen, sich damit auseinander zu setzen und sich in Offenheit den Fragen zu stellen, die von dieser Pandemie aufgeworfen werden. Auf der Grundlage gesicherter Erkenntnisse aus den verschiedenen Wissenschaftsgebieten, aus dem sozioökonomischen Kontext, der Theologie und Ethik sind Entscheide zu treffen, die auf einem umfassenderen Verständnis der Problematik aufbauen.

Das Projekt der Forschungsgruppe soll am Beispiel von Aids im Südlichen Afrika (vor allem Südafrika und Zimbabwe) bestimmte Sichtweisen von Leben, Krankheit und Sterben im Sinne interkultureller Vermittlung bereichern, ergänzen und korrigieren. Es sollen vor allem theologische und entwicklungspolitische Aspekte zur Diskussion gestellt werden: HIV/Aids konfrontiert die Kirche mit der Frage nach ihrer Bereitschaft, Menschen anzunehmen, zu begleiten und zu stützen, die wegen einer tödlichen Krankheit Gefahr laufen, ausgegrenzt zu werden. Die Kirche und ihre Mitarbeitenden stehen vor der Frage: Wie kann in einem Kontext, der von Lebensbedrohung und Ausrottung gezeichnet ist, die biblische Botschaft von einem Leben in Fülle glaubhaft verkündet werden kann? Entwicklungspolitische Aspekte, die in diesem Kontext aufscheinen, konfrontieren die Kirche und ihre Entscheidungsträger zusätzlich mit der Frage, ob sie sich im Fall HIV/Aids auf einen bereits verlorenen Kampf eingelassen haben oder ob gar mit Veränderungen in Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sowie Verhaltensänderungen sich nicht doch noch Voraussetzungen schaffen lassen, um verletzbarem und verwundbarem menschlichen Leben seine ursprüngliche Würde zurückzugeben?

Am 23. November 2002 findet ein eintägiges Kompaktseminar statt unter dem Titel: "Aids im Südlichen Afrika – Wie geht die Kirche damit um? Erfahrungen, Impulse, Perspektiven". Das Seminar thematisiert die Fragen: Wie positioniert sich die Kirche in der Debatte um Aids und Armut, Sozialbeziehungen und Sexualität? Wie nimmt sie sich der Sterbenden und Hinterbliebenen an? Wie betreut sie die Personen mit HIV/Aids? Welchen Beitrag leistet sie zur Prävention? Was ergibt sich für die Entwicklungsarbeit der Kirche? Das Seminar richtet sich an Personen mit oder ohne Felderfahrung, die sich mit diesem Problem weiter auseinander setzen möchten.

Geplant ist eine Publikation über die komplexe Problematik von Aids im Südlichen Afrika für Entscheidungsträger in kirchlichen Entwicklungsprojekten und für kirchliches Personal in der Vorbereitung für einen Einsatz in diesen Ländern. Die Publikation soll eine Einführung bieten in die verschiedenen Aspekte des Aids Phänomen und vor allem Orientierung geben für die Prävention und für die Behandlung von Personen mit Aids.

Schweizerische Organisation(en)

Forschungsgruppe Romero Haus
Bethlehem Mission Immensee

Partnerorganisation(en)

Kirchliches Personal und Institutionen im Südlichen Afrika

Stichwörter

Forschung und Grundlagenarbeit

Land, Region

Schweiz
Südliches Afrika, vor allem Südafrika und Zimbabwe

Zeitraum

2001-2003

Kontakt

Forschungsgruppe Romero Haus
Kreuzbuchstrasse 44
6006 Luzern
Tel. 041 375 72 72
forschung@romerohaus.ch

Publikationen

Ökumenischer Rat der Kirchen. Mission und Evangelisation. Gesundheit, Heilen und Ganzheit. Stärkung von Gemeinschaften im Kampf gegen HIV/AIDS. Website www.wcc-coe.org

Bürger, Christine. AIDS in Simbabwe. Armut oder Tradition als Ursache der raschen Verbreitung? Die Wahrnehmung Professioneller und Betroffener. LIT Münster 1999, 239 S.

Keenan, James F. Catholic Ethicists on HIV/AIDS Prevention. Continuum, New York, London. 2000, 351 S.

World Council of Churches. Facing AIDS. The Challenge, the Churches Response. A WCC Study Document.

WCC Publications, Geneva 2000², 116 p. Deutsche Version: AIDS und die Kirchen. Eine Studie des Ökumenischen Rates der Kirchen. Verlag Otto Lembeck. Frankfurt a.M. 1997, 139 S.

World Council of Churches Global Consultation Nairobi, Kenya. 25-28 Nov. 2001. Plan of Action: The Ecumenical Response to HIV/AIDS in Africa.

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