Editorial

Von Helena Zweifel

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Wir können Aids beenden! Die Stimmung an der Internationalen Aidskonferenz im Juli 2012 in Washington wirkte ansteckend und unterscheidet die diesjährige Konferenz von früheren.

Wir können Aids beenden, wenn wir alle mit vollen Engagement auf dieses Ziel hinarbeiten, die Regierungen im Globalen Süden und Osten und in Geberländern, WissenschafterInnen, NGO-VertreterInnen, AktivistInnen und Menschen, die mit HIV leben. Ein Schlüssel zur Beendung von Aids ist die Versorgung aller Menschen mit wirksamen und kostengünstigen Aidsmedikamenten – zur Behandlung und zur Prävention weiterer Infektionen, insbes. auch der Verhinderung der Übertragung des Virus aufs Kind.

An der Aidskonferenz unterstrich die amerikanische Aussenministerin Hillary Clinton in einem engagierten Plädoyer das Engagement und Verpflichtung der USA, sich aktiv für eine aidsfreie Generation einzusetzen und versprach konkret zusätzliche 150 Millionen US$ für drei Initiativen zugunsten von Gemeinschaften, die besonders gefährdet sind und diskriminiert werden. Frankreichs Präsident Hollande bestätigte per Videobotschaft die Verpflichtungen Frankreichs gegenüber dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose und teilte mit, dass Frankreich eine Steuer auf finanziellen Transaktionen einführen wird um zusätzliche Gelder zu generieren. Die offizielle Schweiz glänzte durch Abwesenheit.

Die Schweiz hat sich letztes Jahr an der Generalversammlung der UNO zusammen mit anderen Regierungen in der politischen Erklärung zu HIV und Aids verpflichtet, „die Anstrengungen zu intensivieren, um HIV/Aids zu eliminieren“. Was ist daraus geworden? Haben wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht? Haben wir – die schweizerische Zivilgesellschaft – uns zu wenig anwaltschaftlich für die Millionen von der Aidsepidemie direkt betroffenen Frauen, Männer und Kinder engagiert und die Schweizer Regierung zu wenig zur Rechenschaft gezogen?

Wir können von unseren Südpartnern aus Südafrika, Simbabwe, Tansania und Indien lernen: Sie setzen sich konkret und mutig mit HIV-positiven Menschen und lokalen Gemeinschaften dafür ein, dass ihr Recht auf Gesundheit umgesetzt wird, und sie ziehen ihre Regierungen zur Rechenschaft, wenn diese ihren Verpflichtungen nicht nachkommen.

Als schweizerische zivilgesellschaftliche Organisationen ist es unsere Aufgabe, uns hier in unserem direkten Einflussbereich anwaltschaftlich zu engagieren, in Unterstützung und in Zusammenarbeit mit unsern SüdpartnerInnen. Dies heisst für uns, die Schweizer Regierung zur Rechenschaft zu ziehen, wenn sie den eingegangenen Verpflichtungen zur Intensivierung ihres Engagements in der internationalen HIV-Response und zu einer stärkeren Unterstützung des Global Fund nicht nachkommt. Es heisst auch, gegen Bestreben der pharmazeutischen Industrie zu verschärften Patentrechten anzukämpfen und dafür einzustehen, dass der Zugang aller Menschen zu lebensrettenden, kostengünstigen Medikamenten sichergestellt wird.

Die Fachtagung von aidsfocus.ch zu HIV, Aids und Advocacy im April 2012 war der Auftakt zu einen verstärkten Engagement in Advocacy für Gesundheit und soziale Gerechtigkeit für alle – Voraussetzung und Garant für eine Zukunft ohne Aids.

Helena Zweifel, Geschäftsführerin Medicus Mundi Schweiz
Koordinatorin aidsfocus.ch, hzweifel@medicusmundi.ch