Editorial

Von Helena Zweifel

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Wenn ein Mädchen zur Frau wird, ein Junge zum Mann, sind Antworten auf Fragen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit sehr wichtig für das künftige Leben, insbesondere in Zeiten von HIV und Aids. Was geht in meinem Körper vor? Wie kann ich mich vor Aids schützen? Eine Schwangerschaft verhüten?

Die Chancen auf ein gesundes und selbstbestimmtes Leben sind jedoch sehr unterschiedlich für Jugendliche in der Schweiz und in Simbabwe oder Togo. In der Schweiz haben Jugendliche dank FreundInnen, Familie und vielfältiger Angebote gute Möglichkeiten, sich zur HIV-Prävention, Schwangerschaftsverhütung und weiteren gesundheitlichen Fragen zu informieren und beraten zu lassen, und, wenn notwendig, diese auch zu behandeln. Was für uns selbstverständlich ist, liegt für viele junge Frauen und Männer in Afrika ausser Reichweite.

Das Gesicht der Aidsepidemie wird immer jünger und zunehmend weiblich. Heute leben weltweit 5 Millionen junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren mit HIV, 3,2 Millionen oder 61 Prozent sind Mädchen und junge Frauen. Täglich infizieren sich 2500 Jugendliche neu mit dem Virus, wiederum mehrheitlich Frauen: Über 60 Prozent der neuinfizierten Jugendlichen sind Mädchen und junge Frauen, in Subsahara-Afrika sogar 72 Prozent. Hinzu kommen ungewollte Schwangerschaften, Abtreibungen, Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt, sexuell übertragbare Krankheiten und sexuelle Gewalt, welche die Gesundheit von Frauen und Mädchen gefährden.

Die Schaffung jugendfreundlicher Angebote und die Verknüpfung von HIV mit sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechten ist ein Muss, vor allem aus der Überzeugung heraus, dass alle Menschen ein Recht auf Gesundheit und umfassende Gesundheitsversorgung haben. Dazu gehört das Recht, selbst bestimmen zu können, wann und mit wem jemand Sex haben, heiraten und Kinder haben will oder nicht. Die Missachtung dieser Rechte ist eine der Grundursachen für die Verbreitung von HIV und sexueller übertragbarer Krankheiten und eine Hindernis auf dem Weg zum Ziel: Gesundheit für alle.


Helena Zweifel, Geschäftsführerin Medicus Mundi Schweiz
Koordinatorin aidsfocus.ch, hzweifel@medicusmundi.ch