Ein mutiger Schritt - zur Nachahmung empfohlen:

"STI-Rauchfrei"

Von Felix Roth

Seit dem 1. Januar 1999 ist das Schweizerische Tropeninstitut (STI) eine rauchfreie Zone geworden. Wie ist es dazu gekommen, und welche erste Erfahrungen wurden mit der Einführung von "STI-Rauchfrei" gemacht?

Lesezeit 2 min.

Rund ein Drittel der im erwerbsfähigen Alter stehenden Personen in der Schweiz rauchen. Diese Verteilung trifft auch für die 140-köpfige Belegschaft des Schweizerischen Tropeninstitutes zu, wo zwischen 40 und 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Arbeitsplatz und in den Gemeinschaftsräumen bis Ende des vergangenen Jahres regelmässig - und viel - rauchten.

Der Prozess, das STI rauchfrei werden zu lassen, hat vor gut einem Jahr in der Institutsleitung begonnen. Das STI ist eine der öffentlichen Gesundheit verpflichtete Einrichtung, und so wurde es als untragbar angesehen, das Rauchen am Institut zu tolerieren und damit auch die Gesundheit der Nichtrauchenden zu gefährden. Daneben war auch die Belästigung der Nichtrauchenden von Anfang an ein zentrales Argument. Zwar hatten sich bereits viele Raucherinnen und Raucher etwas eingeschränkt und Rücksicht auf die Nichtrauchenden genommen, allerdings empfanden alle diesen Kompromiss als unbefriedigend.

Die Möglichkeiten der Trennung von Rauchenden und Nichtrauchenden wurden deshalb über einen längeren Zeitraum ausgiebig diskutiert. "STI-Rauchfrei" stand auf der Agenda von drei Plenarversammlungen der Mitarbeitenden des Instituts. In deren Folge wurden konkrete Vorschläge eingereicht, um spezielle Raucherzonen zu schaffen. Diese hätten allerdings alle erhebliche bauliche Investitionen nach sich gezogen, die die finanziellen Möglichkeiten des STI bei weitem überschritten hätten. Schlussendlich konnte aber eine breite Akzeptanz in der Belegschaft für die einfachste, billigste und gesündeste Lösung erreicht werden: Das Institut wurde zur rauchfreien Zone erklärt, und auf die Errichtung von speziellen Raucherzonen wurde gänzlich verzichtet. Ein eigentliches Rauchverbot wurde allerdings nicht eingeführt. Damit wurde der rauchende Teil der Belegschaft nicht von vornherein mit dem Stigma "asozial" versehen. Vielmehr wurden die Rauchenden von Anfang an in den Prozess einbezogen, und so war es auch zu keinem Zeitpunkt notwendig, die juristische Seite des Problems in die Argumentation aufzunehmen.

Dennoch, als am ersten Arbeitstag 1999 klar erkennbare Hinweisschilder an den Eingangstüren des Instituts signalisierten, dass es von nun an mit dem rauchfreien Betrieb ernst gelte, herrschte allgemeine Spannung, wie die Neuerung gelebt würde. Böse Überraschungen blieben aus. Heute, drei Monate nachdem das gesamte Institut rauchfrei geworden ist, ist es kaum noch eine Handvoll Personen, welche sich mit der Änderung noch schwertun. Es ist nicht einfach, mit diesen "Schwerstabhängigen" umzugehen, da es sich vor allem um ältere Personen handelt, die sich in ihrer persönlichen Freiheit stark beeinträchtigt sehen. Sie gaben und geben ihrem Missfallen mehr oder weniger differenziert und lautstark Ausdruck. Mit ihnen werden jetzt individuelle Lösung gesucht. Aber auch der soziale Druck beginnt sich auszuwirken, und die Cafeteria des Instituts - bis Ende des letzten Jahres eine wahre "Raucherhöhle" – ist jetzt hell und freundlich geworden.

Der allergrösste Teil der Belegschaft trägt "STI-Rauchfrei" mit dem für Basel eigenen Humor. In der Kantine wurde Anfang des Jahres ein Tisch eingerichtet auf dem sich neben Schnupftabak, Spucknapf, Taschentüchern auch ein Plakat mit folgendem Kommentar im Stil einer Basler Schnitzelbangg fand:

Mir miesse jetz mit rauche höre
Will mer die empfindligi Näsli störe
Drurig isch si scho die Sach
Was griesch als nägscht‘s denn no uff‘s Dach
Dä hesch do gar nid z‘motze
Mir dien jo au nid trotze
Do mir jo so fridlig si
Schiebe mer der Tubak I

*Felix Roth ist stellvertretender Bereichsleiter der Dienstleistungen Internationale Gesundheit und im Stab der Direktion des Schweizerischen Tropeninstituts STI