Sind wir denn ein Schrottplatz?

Erfahrungsbericht zu Gerätespenden

Von Eben Armstrong

Lesezeit 2 min.

Liebe Spender, Wohltäter und Freunde,

Ich begann meine Arbeit als Krankenhaustechniker im Jahre 1990. Inzwischen habe ich viele Erfahrungen gemacht, von denen ich Ihnen die folgende mitteilen möchte:

Grosser Jubel brach aus, als wir erfuhren, dass eine unserer deutschen Partnergruppen unserem Krankenhaus einen Krankenwagen gespendet hatte. Ich war auch ganz glücklich, da wir dringend ein Fahrzeug für den Krankentransport benötigen. Sofort wurde unser Fahrer losgeschickt, das Auto vom Hafen in Douala abzuholen. Dort musste er zunächst ungefähr 800.000 Franc CFA (ca. 2.700 DM) Zoll bezahlen.

Das eigentliche Problem begann aber damit, dass vor der Überführung nach Manyemen die Frage auftauchte: Was für einen Treibstoff braucht dieses Fahrzeug eigentlich? Der Fahrer stellte fest, dass es sich um eine Mischung aus Benzin und Öl (für Zweitakter) handelte. Angaben zum Mischungsverhältnis konnte er allerdings nicht in Erfahrung bringen, da kein Handbuch vorhanden war.

Das Fahrzeug startete gut an diesem Tag, nach 60 Kilometern Fahrt allerdings riss der Kupplungszug. Es war aussichtslos, in dieser Gegend einen neuen zu bekommen. Also behalf sich der Fahrer mit einem Fallendraht. Ein paar Kilometer weiter blieb das Auto plötzlich von alleine stehen. Es durfte eine Stunde auskühlen, bevor es wieder startete. Kurz danach riss der Gaszug. Um überhaupt noch an diesem Tag anzukommen, wurde der Krankenwagen schliesslich nach Manyemen abgeschleppt.

Am nächsten Morgen staunte die Belegschaft über diesen altmodischen Krankenwagen. Er hatte eine seltsame, käferartige Form, nannte sich "BARKAS" und besass einen Dreizylindermotor mit speziellen Zündkerzen.

Der Krankenwagen war mit einem grossen roten Kreuz bemalt. Die Originalfarbe des Fahrzeugs muss armeegrün gewesen sein, jetzt war es seltsam milchweiss. Wir mussten uns mit Ersatzteilen anderer Autos behelfen, um ihn wieder flott zu machen. Leider fuhr er nicht lange. Diesmal kam er keinen steileren Hügel hoch und hatte lauter Fehlzündungen, die ein beängstigendes Geknalle verursachten. Das verhalf ihm zu einem neuen Spitznamen, "Bakassi". Dies ist eine ölreiche Grenzregion zwischen Kamerun und Nigeria, in der seit Jahren Krieg herrscht.

Nachdem wir Hunderttausende Francs CFA für Zoll und Reparaturen ausgegeben hatten, ganz abgesehen von der verschwendeten Zeit für erfolglose Reparaturen, zerlegten wir "Bakassi" schliesslich in seine Einzelteile und verscherbelten ihn für 200.000 Franc CFA (ca. 670 DM) an einen Arbeiter. Sind wir denn ein Schrottplatz für alte Geräte und Autos? Oder ist das wirkliche Partnerschaft? Diesmal war es mehr eine Last für unser Krankenhaus als eine Unterstützung.

Es gibt auch positive Beispiele: Der neue Landcruiser, den uns ein Kirchenkreis durch Vermittlung eines erfahrenen Krankenhaus-Ingenieurs hat zukommen lassen, versieht seinen Dienst sowohl in der Trockenzeit als auch in der Regenzeit. Das ist echte Unterstützung, und ich möchte der Organisation herzlich dafür danken. Generell möchte ich dafür plädieren, dass jeder Partner, Wohltäter oder Freund, der medizinische Geräte oder Fahrzeuge spenden möchte, vorher eine Fachberatung in seinem Land konsultiert, die unsere Situation und Probleme kennt.

"Ein Bettler hat keine Wahl, aber ein Bettler hat die Möglichkeit, die Kosten so gering wie möglich zu halten."

Gott segne Euch.

*Eben Amstrong ist Leiter der Abteilung Krankenhaustechnik der Medical Institutions Manyemen / Kamerun. Aus: Leitlinien für Gerätespenden, herausgegeben vom Evangelischen Missionswerk in Deutschland, MISEREOR und FAKT,