"Die Röntgenanlage wird gut genutzt."

Medizintechnik und angepasste Technologie

Von Andreas Nidecker

"Der Basler Fördervereins für Medizinische Zusammenarbeit vermittelt medizinisches Wissen und Können und beschafft das für eine sinnvolle Berufsausübung benötigte Material." – so stellt sich die MMS-Mitgliedorganisation auf ihrer Website vor. Doch was bedeutet dies konkret im Kontext eines peripher gelegenenen Provinzspitals in Sambia? Ein Gespräch mit Andreas Nidecker.

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Der Basler Förderverein für Medizinische Zusammenarbeit ist seit 1993 in einem Zusammenarbeitsprojekt mit dem St. Paul’s Mission Hospital in Kashikishi im Norden Sambias engagiert. Der Verein hat das Spital bisher unter anderem mit einem Anästhesiegerät, einer Röntgenanlage und einem Ultraschallgerät unterstützt. "Hightech" in einem afrikanischen Privinzspital ist für Sie offensichtlich kein Rotes Tuch?

Sogenannte Hightech wird heute auch in einfachen Röntgengeräten benutzt und darf nicht von vornherein für Länder mit begrenzten Ressourcen ausgeschlossen werden. Unsere Erfahrung mit einem neuen modernen, aber einfachen Röntgengerät, das wir in unserem Partnerspital in Sambia finanzieren und einrichten konnten, bestätigt diese Einschätzung. Das Gerät wird sehr gut genutzt; es ist das einzige funktionierende Röntgengerät in den drei Distrikten im Norden des Landes.

Also keine einfache Technologie für einfache Verhältnisse?

Medizinaltechnologie, auch Hightech-Geräte, muss in überdachter Weise, nach guter Planung zur Anwendung kommen. Dies gilt sowohl für den sinnvollen Einsatz bei uns als auch in Ländern der sogenannten Dritten Welt, wo den lokalen Möglichkeiten angepasste moderne Technologie im Sinne des Prinzips "Health for All" durchaus zum einsatz kommen soll.

Wie wurden bei der Lieferung des Röntgengerätes an das St. Paul’s Mission Hospital in Sambia Wartung, Beschaffung von Ersatzteilen und Folgekosten berücksichtigt?

Leider werden Wartung und Folgekosten bei geschenkten oder verkauften Geräten oft nicht berücksichtigt. In unserem Fall ist dies jedoch vorgesehen, indem wir erstens eine finanzielle Beteiligung von Sambia erreichen konnten (das Hightech-Gerät also nicht einfach als Geschenk, sondern als gemeinsames Unternehmen), und dieses Geld jetzt unter anderem für einen Wartungsvertrag verwendet wird. Auch ist mit den Partnern diskutiert worden, dass die Einkünfte aus dem Einsatz des Röntgengeräts unbedingt auch im Hinblick auf die präventive Wartung des Geräts auf ein separates Konto bezahlt werden müssen und nicht einfach zur Deckung des Spitaldefizits verwendet werden dürfen.

Kann das Spitalpersonal in Kashikishi mit dem modernen Gerät umgehen? Gibt es im ländlichen Sambia überhaupt ausgebildetes Röntenpersonal?

Ausbildung und richtiges Handling von Hightech-Geräten ist Voraussetzung! Wir haben extra im Hinblick auf das neue Gerät einen Röntgenassistenten in Lusaka ausbilden lassen, der jetzt mit seinem schönen neuen Gerät fachgerecht arbeiten kann und entsprechend motiviert ist.

Was halten Sie vom Zweiteinsatz von in der Schweiz gebrauchten Geräten in Projekten der Gesundheitszusammenarbeit: Ist Recycling hier ein echter Mehrwert dort?

Nicht unbedingt! In vielen Fällen wird in der Schweiz ein ausser Betrieb gesetztes Röntgengerät nicht mehr verwendet, weil keine Ersatzteile mehr zur Verfügung stehen oder Wartungsarbeiten zu teuer kommen. In Drittweltländern ist dies ebenfalls der Fall, nur dass dort überdies wahrscheinlich sogar nicht einmal geeignete Techniker zur Verfügung stehen. Andrerseits können viele Ultraschallgeräte, die weniger anfällig auf Materialermüdung sind und keine teuren Bestandteile wie Röntgenröhren haben, in Partnerspitälern noch für Jahre eingesetzt werden. Dort lohnt sich auch der Transport, weil sie nicht so schwer sind wie Röntgengeräte! Auch bei unserem Projekt in Sambia funktioniert das gut und das aus der Schweiz gelieferte Occasions-Ultraschallgerät wird rege und zum Nutzen der PatientInnen genutzt. Dank intensivem Teaching anlässlich des Besuchs einer Basler Gruppe im März dieses Jahres vergrössert sich das Einsatzgebiet des Ultraschalls zunehmend.

Wie lässt sich Überfluss hier in einen Nutzen dort verwandeln?

Wichtig ist, dass Partner zur Verfügung stehen, welche die betreffenden Geräte bringen, einrichten, für adäquate Ausbildung von entsprechenden Leuten vor Ort gucken, kontrollieren, und später auch zur Verfügung stehen, wenn etwas kaputt geht oder ein Ersatzteil geschickt werden muss. Die schweizerischen Partner sollten, wenn sie Hightech- oder anderes Gerät in ein Partnerschaftsprojekt einbringen, über dessen Einsatz genau Bescheid wissen, die Geräte kennen und in der Lage sein, entsprechende Ausbildung zu leisten. Es macht also beispielsweise keinen Sinn, wenn ich als Radiologe einen noch verwendbaren Gaschromatographen nach Afrika mitnehme, aber nichts von diesem Laborgerät verstehe.

Das alles hat mit dem allgemeinen Verständnis der Mitverantwortung in einem Partnerschaftsprojekt zu tun und setzt voraus, dass wir privilegierte Spezialisten uns in die Situation unserer Partner im Süden versetzen können und ihnen entsprechend Hilfestellung leisten.

*Prof. Dr. med. Andreas Nidecker ist Mitglied des Vorstandes des Basler Fördervereins für medizinische Zusammenarbeit (www.globalmed.ch). Die Fragen stellte Thomas Schwarz, MMS. Siehe auch den Artikel "Zweimal jährlich nach Kashikishi..." in der letzten Bulletinausgabe