19.11.2014

Jubiläumsfachtagung von INTERTEAM

Mehr Schweizer Solidarität für weniger Armut

INTERTEAM Am Mittwoch, 12. November, fand im ehemaligen Hotel UNION die Jubiläumsfachtagung von INTERTEAM statt. Ein fachlicher Austausch auf hohem Niveau zum Thema „Aktuelle Ansätze in der Personellen Entwicklungszusammenarbeit (PEZA)“ vor rund 100 Personen. Namhafte Referenten wie Louis Schelbert, Nationalrat Grüne Luzern oder Gonzalo Murillo Escobar, Direktor eines der grössten Friedensnetzwerke in Kolumbien, liessen mit ihren Beiträgen keine Zweifel offen: Frieden und die Bekämpfung der Armut benötigen mehr Schweizer Solidarität. Kritisch wurde auch die Frage der Wirkung in der PEZA beleuchtet.

„Mehr als je zuvor sollte auch die DEZA – im Sinne einer solidarisch handelnden Schweiz – ein Zeichen setzen!“, meint Erik Keller, Geschäftsleiter von INTERTEAM und Vorstandsmitglied des Dachverbands der Personellen Entwicklungszusammenarbeit Unité. Der Seitenhieb galt dem anwesenden Dr. Willi Graf, stellvertretender Leiter Regionale Zusammenarbeit der DEZA und zielt auf die Reduktion der Beiträge des Bundes ab, nachdem der Lohnverzicht der Fachleute im Einsatz nicht mehr als Eigenleistung der Organisation anerkannt wird. Für Erik Keller ist klar, dass das persönliche und solidarische Engagement der heute rund 60 gut qualifizierten Schweizer Berufsleuten in Afrika und Lateinamerika mehr Anerkennung verdient.

Klare Haltung zu ECOPOP

Während der Veranstaltung kam die Diskussion auch auf die aktuelle ECOPOP-Initiative. Dies sei ein wichtiger Moment, um eine weltoffene Schweiz mit humanitärer Tradition zu verteidigen, meint Nationalrat Louis Schelbert. Er bezieht sich dabei zusammen mit Dr. Willi Graf auf die Bedeutung der Sensibilisierungsarbeit der 2'500 ehemaligen Fachleute von INTERTEAM, welche durch ihre Erfahrungen in Afrika und Lateinamerika eine andere Lösung der globalen Probleme sehen als die Abschottung der Schweiz. Das klare Statement von Louis Schelbert unterstreicht demnach auch die Meinung von INTERTEAM zum Thema ECOPOP: „Die Initiative führt zu einer Kürzung der Kredite für die Entwicklungshilfeprojekte und würde der Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz sehr schaden.“

Frieden in Kolumbien

Mit Gonzalo Murillo Escobar konnte der Vertreter eines der wichtigsten Friedensnetzwerke Kolumbiens für die Tagung gewonnen werden. Auf eindrückliche Weise beleuchtete Murillo die Komplexität der Konfliktsituation und die vielfältigen Friedensbemühungen des Netzwerks „Redprodepaz“. „Realistische Friedensbemühungen werden nur dauerhaften Erfolg haben, wenn alle vom Konflikt betroffenen Bevölkerungsschichten miteinbezogen werden“, meint Murillo und betont die Wichtigkeit von INTERTEAM in diesem Prozess, welche das Netzwerk mit Schweizer Psychologen, Kommunikationsfachleuten oder Betriebsökonomen unterstützt.

Die Wirkung der PEZA

Auch die Frage der Wirkung im Norden wie im Süden blieb nicht unbeleuchtet: INTERTEAM wie auch die DEZA sind sich einig, dass Entwicklungszusammenarbeit nicht losgelöst von klar definierten Zielen stattfinden kann. Laut Erik Keller ist es aber eine Illusion die Wirkung von Einsätzen in einfachen Kennzahlen messen zu wollen: „Wir sind kein Unternehmen der Konsumgüterindustrie, welches den Erfolg in Verkaufszahlen fassen kann. Viel wichtiger bei unserer Arbeit ist das Ziel, die Menschen vor Ort so weit zu bringen, Veränderungen selber anstreben zu wollen und dafür Verantwortung zu übernehmen. Denn nur aus eigenem Antrieb kann Armut überwunden werden – und dies ist messbar.“ Hier setzt auch INTERTEAM an: In einem gemeinsamen Wissensaustausch mit Partnern vor Ort unterstützen Schweizer Berufsleute lokale Projekte und befähigen so die Menschen zur Selbsthilfe. „In Zukunft wird die Einflussnahme auf soziale, gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen an Bedeutung gewinnen, um die Ursachen von Armut effektiver anpacken zu können“, meint Erik Keller mit einem Blick auf nachhaltige Entwicklungshilfe. Welche Wirkung beispielsweise bereits heute in Namibia erzielt werden kann, wurde auch durch die Landeskoordinatorin Brigithe T. Oases eindrücklich dargelegt. So ist INTERTEAM unterdessen ein vertrauensvoller Partner des Bildungsministeriums und unterstützt die staatlichen Stellen mit Schweizer Fachwissen u.a. bei der Implementierung von Sonderklassen für Kinder mit Behinderungen.

Grussbotschaften namhafter Organisationen

Abgerundet wurde der Anlass durch Grussbotschaften namhafter Organisationen. Neben einer Vertretung der Caritas Schweiz oder Michael Steeb, Geschäftsführer einer der grössten Entsendeorganisationen Deutschlands, gab sich auch Patrick Renz, Direktor Fastenopfer die Ehre. Er würdigte nicht nur das 50-jährige Engagement von INTERTEAM sondern betonte auch die Gemeinsamkeiten und christlichen Wurzeln beider Organisationen.