Der Mangel an Fachkräften für psychische Gesundheit in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist besorgniserregend. In Ländern mit niedrigem Einkommen liegt die Zahl der psychosozialen Fachkräfte bei nur 2 Personen pro 100 000 Einwohnern, während es in Ländern mit hohem Einkommen mehr als 70 Personen sind. Dies steht in starkem Gegensatz zum Bedarf, vor allem wenn man bedenkt, dass schätzungsweise 1 von 10 Personen zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben eine psychische Gesundheitsversorgung benötigt. In weniger als der Hälfte der 139 Staaten, die Massnahmen und Gesetze zur psychischen Gesundheitsförderung eingeführt haben, stimmen diese mit den Menschenrechtskonventionen überein. Konventionen, die betonen, dass Menschen mit psychischen Problemen in Entscheidungen, welche sie betreffen, ein Mitspracherecht haben sollten oder dass psychiatrische Angebote in gemeindenahe Dienste überführt werden sollten. Und allzu oft, wenn Massnahmen zur psychischen Gesundheitsförderung erstellt werden, werden diese nicht durch angemessene personelle und finanzielle Ressourcen unterstützt.

In dieser Folge spricht Carine Weiss mit Achille Bapolisi, einem von drei Psychiatern in Bukavu, in der Demokratische Republik Kongo. Achille spricht über die Notwendigkeit der Bereitstellung von einer grösseren Anzahl von psycho-sozialen Einrichtungen und von einer stärkeren Unterstützung für seine Heimatstadt und sein Land, das unter traumatischen Kriegserfahrungen leidet. Er spricht über die Notwendigkeit, sichere Räume zu schaffen, um über die Gefühle und die traumatischen Erlebnisse zu sprechen - nicht nur für das Gesundheitspersonal, sondern für Männer und Frauen jeden Alters.

Achille Bapolisi
Achille Bapolis wurde in Bukavu, einer Stadt im Osten des Kongos, geboren. Seine Kindheit war durch den Beginn des Krieges geprägt. Dieser begann als er 12 Jahre alt war. Achille absolvierte seine medizinische Ausbildung an der Katholischen Universität von Bukavu und schloss diese 2013 ab. Als er Innere Medizin praktizierte, begann er immer mehr die Bedeutung der Psyche zu erkennen, besonders bei Patient*innen mit psychischen Problemen und er erkannte auch welcher Mangel an Ressourcen diesbezüglich im Kongo vorherrscht. Motiviert durch diese Beobachtungen und angezogen von den Neurowissenschaften und der Psychologie, absolvierte er ein Masterstudium in Psychiatrie in Uganda, an der Mbarara University of science and technology; danach bekam er ein Stipendium in Brüssel an der Katholischen Universität Leuven.

Seitdem verfügt er über eine reiche klinische Erfahrung, insbesondere mit Flüchtlingen in ugandischen Lagern, mit Parkwächter*innen in Nationalparks und mit kriegstraumatisierten Personen in Bukavu. Zurzeit absolviert er ein Ph.D.-Programm, mit dem Ziel, die Zusammenhänge zwischen Emotionsregulation und sozialer Unterstützung sowie zwischen Trauma-Erfahrung und deren psychiatrischen und somatischen Auswirkungen bei Patient*innen im Osten des Kongos zu verstehen.

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