Wissen und Lernen

Bedarfsorientierte Lernprozesse, weil der Wandel kommt

Von Martin Leschhorn Strebel

In der MMS Strategie 2017-2019 gibt sich das Netzwerk Medicus Mundi Schweiz die Aufgabe, Wissens- und Lernprozesse für die Mitgliedsorganisationen zu steuern. Mit der Durchführung verschiedener Workshops und einer Situationsanalyse zu Implementation Research in der internationalen Gesundheitszusammenarbeit wurden erste Pflöcke eingeschlagen.

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Bedarfsorientierte Lernprozesse, weil der Wandel kommt

MMS Workshop zu Implementation Research im Dezember 2017

 

Das Ziel 2 in der MMS Strategie 2017-2019 lautet folgendermassen: Das Netzwerk MMS fördert das gemeinsame Lernen seiner Mitgliedsorganisationen, indem es den Rahmen zur kritischen Reflexion der Arbeit der Mitgliedsorganisationen und die Wissensgrundlagen zur internationalen Gesundheitszusammenarbeit schafft

Der Hintergrund besteht darin, dass sich die Organisationen der internationalen Gesundheitszusammenarbeit mit neuen Herausforderungen und einem sich stetig wechselnden Umfeld konfrontiert sehen. Für diese Veränderungsprozesse wollen die Mitgliedsorganisationen ihre Kompetenzen stärken. Der Vorteil des Netzwerks Medicus Mundi Schweiz besteht darin, dass es diese Wissens- und Lernprozesse direkt aus den Bedürfnissen der Mitgliedsorganisationen entwickeln kann. Damit wollen wir sicherstellen, dass umsetzungsorientierte Erkenntnisse geschaffen werden können.

MMS hat im Berichtsjahr vier Workshops in den beiden Themenbereichen sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte sowie Implementation Research durchgeführt. Sie wurden eng mit den involvierten Fachgruppen entwickelt. Für einzelne Workshops wurden zur Bedürfnisabklärung Telefoninterviews mit interessierten Mitgliedsorganisationen geführt. Das neue Format der Workshops zeichnet sich dadurch aus, dass das stärker auf den gemeinsamen Lernprozess ausgerichtet ist als die Round Tables, die den Erfahrungsaustausch pflegen.

Folgende Workshops wurden durchgeführt:

  • How to Best Apply a Human Rights-based Approach to Sexual and Reproductive Health
  • How to Best Apply a Human Rights-based Approach to Sexual and Reproductive Health
  • Comprehensive Sexuality Education: Let’s dig deep into this topic together with Dr Venkatraman Chandra-Mouli (WHO)
  • Implementation Research in Switzerland: The Way Forward for a Better International Health Cooperation

 

Studien zur Schaffung der Wissensgrundlagen / Implementation Research Plattform

Sowohl die Programmvereinbarung mit der DEZA wie auch die neue MMS Strategie sieht vor, dass MMS mittels Studienaufträgen Grundlagenwissen schafft, das die Lernprozesse steuern soll. MMS versteht sie auch als Grundlage für Veränderungsprozesse, um die internationale Gesundheitszusammenarbeit auch in Hinblick auf die UN-Nachhaltigkeitsziele weiter zu entwickeln.

2017 liess MMS eine Situationsanalyse durch das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern zum Thema Implementation Research durchführen. Im Zentrum standen Fragestellungen wie: Wie kann wissenschaftliche Kompetenz innerhalb einer Organisation verankert werden? Wie lässt sich Implementation Research finanzieren? Wie gestaltet man die notwendigen Partnerschaften mit akademischen Institutionen, ohne dabei den Einfluss auf die Fragestellung aus der Hand zu geben?

Die Studie war bereits in ihrem Entstehen als Lernprozess definiert worden. Die Mitgliedsorganisationen wurden zu einem Selfassessment gemäss den TDR-Definitionen für Implementation Research eingeladen. 23 von 49 Mitgliedsorganisationen haben daran teilgenommen.

Die Empfehlungen der Situationsanalyse, welche im Rahmen eines Workshops diskutiert wurden, richten sich sowohl an Mitgliedsorganisationen wie auch an MMS und ihre Implementation-Research-Plattform. Insbesondere soll der Austausch und das Wissen zu forschungsbasierter Umsetzung gestärkt werden. Einige der Empfehlungen sind bereits auf dem Weg zur Umsetzung.

Einschätzung

Das hohe Interesse an den neuen Formaten im Bereich Wissen und Lernen bestätigt den strategischen Entscheid, durch bedarfsorientierte Angebote Lernprozesse zu stärken. Die Aufnahme der beiden bislang durchgeführten Studien (Humanrights Based Approach in der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, 2016; Situationsanalyse Implementation Research, 2017) hat gezeigt, dass diese dazu beitragen kritische Reflexionsprozesse zu stimulieren.

Noch zu früh ist es zu sagen, in wie weit das Engagement im Bereich Wissen und Lernen tatsächlich auch zu längerfristigen, nachhaltigen Veränderungsprozessen in der internationalen Gesundheitszusammenarbeit führen.

 

 

Martin Leschhorn Strebel
Martin Leschhorn Strebel ist Geschäftsführer des Netzwerks Medicus Mundi Schweiz.