Merka, eine Stadt mit prekären hygienischen Verhältnissen

Seuchengefahr

Von Mohamed Roble und Jenny Heeb

Dank der täglichen Abfallbeseitigung durch den „Reinigungstrupp“ der kleinen Hilfsorganisation „New Ways“, bestehend aus neun Frauen und sieben Männern, konnte bislang in Merka die Verbreitung von Seuchen verhindert werden.

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Seit dem Zerfall der somalischen Regierung 1991 stellt die sanitäre Grundversorgung die alte Küstenstadt Merka, 100 km südlich von Mogadiscio, vor grosse Probleme. Seit mehr als zehn Jahren werden daher die Innenstadt und der Marktplatz im Anschluss an den täglich stattfindenden Markt von einem Team von „New Ways“ gereinigt.

Schwer erträglicher Gestank

Die kleine Hilfsorganisation, 1994 von der Schweitzer Hebamme Vre Karrer gegründet, ist unermüdlich im Einsatz. Der „Reinigungstrupp“ lädt den Abfall auf Eselskarren und bringt ihn auf die zentrale Müllhalde. Diese Müllhalde ist zwar von der Stadt aus unsichtbar, sie befindet sich hinter der Stadtmauer vor dem Meer, aber ihr Gestank ist vor allem für die in unmittelbarer Nähe lebenden Menschen schwer zu ertragen. Pläne zur Beseitigung der Müllhalde wurden schon zwischen dem Gouverneur der Stadt und verschiedenen Nichtregierungsorganisationen geschmiedet, aber um eine effiziente Entsorgung herbeizuführen, fehlt vor allem das Geld. Zudem haben die EinwohnerInnen und die vielen Binnenflüchtlinge aus Mogadiscio seit vielen Monaten mit lebenswichtigeren Problemen, vor allem der Nahrungsmittelknappheit und dem Hunger zu kämpfen.

Ein anderer zentraler Ort der Stadt mit prekären hygienischen Verhältnissen ist der Schlachthof und die Metzgerläden. Kamele, deren Fleisch sich die somalische Bevölkerung manchmal noch zu kaufen vermag, werden in Merka auf offenem zementiertem Boden geschlachtet. Während der Nacht schlafen dort streunende, meist kranke Hunde. Ebenso wird tagsüber in den Metzgereien das Fleisch auf Auslagebänken verkauft, von denen nachts die Hunde die Knochen und andere Reste gefressen haben. Aufgrund fehlender Türen können der Schlachthof und der Fleischmarkt nicht abgeschlossen und somit entsprechend geschützt werden.

Fehlende Kanalisation

Das grösste Problem ist die fehlende Kanalisation. Während der Regenzeit gelangen riesige Wassermengen von den umliegenden Sanddünen direkt in die Stadt und zerstören viele Häuser. Vor allem die Stadtteile in denen die ärmsten Bevölkerungsschichten leben, sind davon betroffen. Die letzten Regenfälle am 4. September 2008 zerstörten mehr als zwanzig Häuser, drei Menschen wurden getötet und in einer der Primarschulen der Stadt wurden vier Klassenzimmer verwüstet.

Stolze Reinigungstrupps

Der Zustrom von Tausenden von Binnenflüchtlingen erhöhte den Abfall und stellte den „Reinigungstrupp“ von „New Ways“ vor zusätzliche grosse Probleme. Die Anzahl der Eselskarren und das begrenzte Personal genügten den Anforderungen nicht mehr, sodass seit Dezember 2007 zehn Frauen mehr in diesem Projekt arbeiten. Sie sind auf der Basis „one day – one dollar“ angestellt. Für jeden Tag an dem sie arbeiten, erhalten sie einen Dollar. Dank ihnen konnte bislang vermieden werden, dass sich Choleraausbrüche verbreitet haben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind stolz darauf, dazu beizutragen, die schwächsten Glieder der Bevölkerung – Frauen und Kinder – vor Krankheiten, die aufgrund der schlechten hygienischen Verhältnisse entstehen, zu schützen.

*Professor Mohamed Roble ist Leiter der Organisation „New Ways“.

*Jenny Heeb ist Präsidentin des „Fördervereins Neue Wege in Somalia“. Kontakt: merk02@bluewin.ch;