Auszeichnung für Jochi Weil, medico international

Mobile Brücken: Menschlichkeit und Normalität

Von Anna Klein

Seit Jahren engagiert sich Jochi Weil für den israelisch-palästinensischen Frieden. Im vergangenen Frühling erhielt er für seine Arbeit in einem konfliktreichen Umfeld eine überraschende Auszeichnung.

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Um es gleich vorweg zu nehmen: Die „mobile clinics“ der Physicians for Human Rights PHR-Israel (www.phr.org.il) in Zusammenarbeit mit der Palestinian Medical Relief Society PMRS (www.pmrs.ps) sind Jochi Weils Lieblingsprojekt. Als „Mobile Synagoge“ bezeichnet der gläubige Jude und Friedensaktivist Jochi Weil, der „Brückleinbauer“, wie er sich selbst nennt, diese medizinischen Einsätze in den Dörfern der Westbank. Seit Jahrzehnten in dieser Region Verantwortlicher für die medizinischen Projekte von medico international schweiz, vormals CSS Zürich, hat er schon an dutzenden Mobilen Kliniken teilgenommen. Und immer wieder erlebt er dabei etwas Menschlichkeit und Normalität mitten in der kriegsähnlichen Situation.

Eine Ahnung davon wie es sein könnte, zeigen die Kliniktage auf, ein paar Stunden vorweg genommene reale Utopie. „Suche den Frieden, jage ihm nach“, heisst es in den Sprüchen der Väter. Das wird hier praktiziert, jenseits vollmundiger Konferenzrethorik, im partnerschaftlichen Zusammenspiel des jüdisch-palästinensischen Freiwilligeneinsatzes, im vertrauensvollen Austausch zwischen DorfbewohnerInnen und den medizinischen Fachleuten von der andern Seite der Mauer.

Auch am Schabbat, dem 7. Mai 2011, ist Jochi Weil mit den ÄrztInnen für Menschenrechte unterwegs. An diesem Tag findet die Mobile Klinik im Dorf Jayyous, im Nordwesten der Westbank statt. Mit der Devise: „Friede zwischen Arabern und Israelis“ werden die PHR-Leute beim Eintreffen im Gemeindezentrum durch den Präsidenten des Dorfes begrüsst. Insgesamt finden an diesem Tag während mehreren Stunden rund 350 Konsultationen statt.

Nach Beendigung ihres Einsatzes werden die Leute der PHR-Israel und die Gäste zu einem schmackhaften palästinensischen Essen eingeladen, ein Dankeschön des Dorfes für den medizinischen Einsatz.

Nach dem Essen die Überraschung: Jochi hört, dass sein Name genannt wird. Und tatsächlich: er wird völlig unerwartet für seine langjährige, engagierte Brückleinarbeit mit einem Award ausgezeichnet. Der Text auf der Plakette - in arabischer Sprache eingraviert - lautet ungefähr wie folgt:

Dank und Anerkennung
dargebracht vom Rat für Wohltätigkeit von Jayyous
an seiner Spitze
Saleh Kassem Al Jayyousi
dem Vertreter der
Menschenrechtsorganisation
Jochi Weil, medico schweiz
in Würdigung seiner Anstrengungen zur Unterstützung
von Jayyous und der Arbeit für Humanität und Wohltätigkeit
der P.H.R.

Wir wünschen ihm Wohlergehen und noch mehr Erfolg!

Über diese Auszeichnung freut sich der Geehrte verständlicherweise sehr, ist gerührt. Wie oft musste er für dieses Engagement in seinem jüdischen Umfeld Ablehnung und Ausgrenzung erfahren. Hier wird es anerkannt, wird er ausgezeichnet – eine verdiente Ehrung.