HIV/Aids: die Herausforderung annehmen!

Editorial

Von Thomas Schwarz

Lesezeit 2 min.

Von den 40 Millionen Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind, leben über 95 Prozent in Entwicklungsländern. Aids tötet Menschen. Aids verhindert und zerstört Entwicklung, verursacht und vertieft Armut und Ungerechtigkeit. Anderseits breitet sich die Epidemie auf dem Nährboden von Armut und Abhängigkeit am schnellsten aus. Aids ist weit mehr als ein Gesundheitsproblem.

Der Kampf gegen Aids kann sich deshalb nicht auf den Gesundheitssektor und auf spezialisierte Organisationen beschränken. Und so beginnen denn auch Organisationen, die eigentlich mit Gesundheit wenig „am Hut“ haben, sich zu überlegen, welchen Beitrag sie leisten können, um die Ausbreitung der Epidemie zu verlangsamen und deren negative Folgen zu vermindern. „Mainstreaming Aids“, die Integration von HIV/Aids-Aktivitäten in alle Entwicklungsvorhaben und die Prüfung sämtlicher Vorhaben hinsichtlich ihrer positiven oder negativen Auswirkungen auf den Kampf gegen die Epidemie, ist zum Schlagwort der Stunde geworden.

Ein Blitzlicht

Die vorliegende Bulletinausgabe wirft ein Blitzlicht auf 46 aktuelle Antworten schweizerischer Organisationen und ihrer Partner auf die Herausforderung HIV/Aids. Die dokumentierten Projekte entsprechen einer Ausstellung am nationalen Symposium „Gemeinsam gegen Aids“ vom 19. November in Basel. Die 46 Plakate bildeten dort ein eindrückliches optisches Zeichen, dass „etwas geschieht“. Es hätten durchaus auch 60 oder 70 Plakate sein können; einige Organisationen waren aufgrund der kurzen Fristen nicht in der Lage, ihre Projekte zu präsentieren, andere Präsentationen fielen der Begrenzung auf drei Projekte pro Organisation zum Opfer.

Was zeigt das Blitzlicht? Ins Auge sticht zunächst die Konzentration auf Afrika. Hier wütet die Seuche am schlimmsten, hier bestehen auch langjährige Partnerschaften und Engagements sowie institutionelle Erfahrungen und Kapazitäten, auf denen viele HIV/Aidsprojekte aufbauen können. Nur wenige Projekte finden sich in Regionen mit erst beginnender Epidemie. Viele Organisationen legen den Akzent auf Präventionsmassnahmen zur Verhinderung von Neuinfektionen oder verbinden die Präventionsprogramme mit Pflege- und Integrationsmassnahmen für die Kranken und ihre Angehörigen. Die spezielle Gefährdung von Frauen und Kindern/Jugendlichen wird wahrgenommen und in vielen Projekten umgesetzt. In der psychosozialen Betreuung und Begleitung von Aidswaisen leisten schweizerische Organisationen offensichtlich Pionierarbeit, die auch international ausstrahlt. Ausserdem... - aber machen Sie sich doch selbst Ihr Bild! Auf den folgenden Seiten finden Sie genügend Material.

Gemeinsam gegen Aids

„HIV/Aids: keine globale Antwort in Sicht“ – so haben wir vor fünf Jahren den Themenschwerpunkt unserer Zeitschrift betitelt. Während seither einiges gegangen ist und durchaus Ansätze für eine globale Antwort oder zumindest für ein Bündel globaler Antworten erkennbar sind, stellt sich die Frage auch für die Schweiz: Kann oder soll aus dem bunten Mosaik von Projekten eine gemeinsame schweizerische Antwort entstehen?

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA schreibt dazu in ihrer soeben veröffentlichten Aidspolitik 2002-2007: „Wie bei vergleichbaren Themen der Internationalen Zusammenarbeit geht es bei der Aids-Politik nicht darum, ein rezeptmässiges, uniformes Vorgehen zu propagieren. Es soll ein verstärktes Bewusstsein und ein institutionelles Engagement geschaffen werden. Die Strategien und konkreten Aktivitäten, sowie deren Gewichtung, richten sich nach den lokalen Gegebenheiten, Problemstellungen und Potentialen.“

Diese Aussage kann wohl auch von anderen Organisationen unterschrieben werden. Daneben gilt – und hier schuf das Symposium „Gemeinsam gegen Aids“ vom 19. November einen guten Ausgangspunkt –, dass es sich lohnt, Erfahrungen auszutauschen, Synergien zu nutzen, voneinander zu lernen. Das in diesem Bulletin dokumentierte, vom Netzwerk Medicus Mundi Schweiz initiierte Projekt einer schweizerischen Fachplattform HIV/Aids und Entwicklung will dazu einen Beitrag leisten.

Thomas Schwarz, Geschäftsführer
Netzwerk Medicus Mundi Schweiz

Netzwerk Medicus Mundi Schweiz
Symposium vom 19. November 2002
„Gemeinsam gegen Aids“

Mehr als 40 Schweizer Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und Aids-Prävention beteiligten sich aktiv an der vom Netzwerk Medicus Mundi Schweiz lancierten Veranstaltung. Das rege Interesse am Symposium belegt die Bemühungen der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit im Kampf gegen Aids.

Die Inhalte und Resultate des Basler Symposiums werden nicht in gedruckter Form publiziert, sondern sind auf der Website von Medicus Mundi Schweiz zugänglich.

Wir danken allen Organisationen, die zum Gelingen des Symposiums beigetragen haben, sowie unseren Geldgebern: Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA; Holcim Group Support Ltd; Lotteriefonds Basel-Landschaft; rommelag ag; UBS-Ausbildungs- und Konferenzzentrum Basel; Wirtschafts- und Sozialdepartement Basel-Stadt