HIV/Aids: 46 Antworten auf eine globale Herausforderung

„Positiv Leben“ in Zimbabwe

Von Barbara Müller

Lesezeit 2 min.

Zimbabwe ist eines der am stärksten von HIV/Aids betroffenen Länder der Welt. Trotz der grossen Zahl von Infizierten und Kranken wurden die Betroffenen von der Gesellschaft lange Zeit stigmatisiert und ausgegrenzt, was dem sozialen Tod gleichkam. Auch aus der Sicht der Betroffenen selbst wurde der Befund HIV-positiv mit dem Lebensende gleichgesetzt.

Hier hat Auxillia Chimusoro, die 1999 verstorbene Gründerin des Netzwerks, mit ihrem mutigen Bekenntnis zur Krankheit ein Zeichen gesetzt. Sie setzte auf die Devise „Positiv Leben“; ein Wortspiel, mit dem das Weiterleben nach dem positiven Befund gemeint ist und gleichzeitig die positive Haltung, mit der diesem Befund begegnet wird. Dazu gehört, dass sich die Betroffenen zu ihrem Status bekennen und sich in Unterstützungsgruppen organisieren.

Das vom FEPA unterstützte Netzwerk in der Provinz Masvingo umfasst 350 Unterstützungsgruppen, deren Mitglieder sich gegenseitig unterstützen und dadurch insgesamt eine lebensverlängernde Wirkung erzielen. Gegenseitige Liebe und Zuwendung helfen, den durch die Diagnose ausgelösten Schock aufzufangen. Die gegenseitige Solidarität innerhalb der Selbsthilfebewegung ist ein wirksames Instrument gegen soziale Ausgrenzung und ermöglicht den Betroffenen mit kleinen Projekten auch das wirtschaftliche Überleben. Die Mitglieder erhalten dadurch eine neue Lebensperspektive, die subjektiv quasi als Wiedergeburt erlebt wird – ähnlich wie dies in religiösen Zusammenhängen beschrieben wird. Darüber hinaus vermitteln die Gruppen auch praktische Gesundheitstechniken – ausgewogene Ernährung, Verhalten bei gesundheitlichen Problemen wie Durchfall, Fieber u.a. - und sie pflegen kranke Mitglieder zuhause, klären die Angehörigen auf und organisieren medizinische und andere Hilfeleistungen. Auf Distriktsebene sind lokale Ausbilderinnen unterwegs, welche die Gruppen turnusmässig aufsuchen.

In den ländlichen Gebieten informieren die hauptsächlich aus Frauen bestehenden Gruppen die Bevölkerung über HIV/Aids und setzen sich für sichere sexuelle Praktiken ein. Dabei wenden sie sich insbesondere auch an Jugendliche. Frauen werden zur sexuellen Verweigerung als Druckmittel für sicheren Sex ermutigt. Erste Erfolge haben auch Gespräche mit traditionellen Heilern gebracht, die davon abgebracht werden sollen, Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau als Heilmittel gegen Aids anzupreisen.

Die Chiefs und staatlichen Lokalbehörden akzeptieren die Unterstützungsgruppen, weil sie realisiert haben, dass sie auf die von diesen Freiwilligen geleistete Arbeit angewiesen sind. Mit der Anerkennung der Rolle, welche die Unterstützungsgruppen leisten, geht die Wahrnehmung von HIV/Aids als Problem der eigenen Gemeinschaft einher. Dies ist eine Voraussetzung für das Sprechen und Nachdenken über Aids auf der Mikroebene der Dörfer.

ACMPNP+ ist die aktivste Sektion des nationalen Netzwerks von People Living with AIDS in Zimbabwe, das sich auf politischer Ebene für die Anliegen und Rechte der HIV/Aids-Betroffenen einsetzt.

Schweizerische Organisation(en)

Fonds für Entwicklung und Partnerschaft in Afrika – FEPA

Partnerorganisation(en)

Auxillia Chimusoro Masvingo Provincial Network for People Living with HIV/Aids ACMPNP+ (Selbsthilfebewegung von Betroffenen)

Stichwörter

Prävention und Gesundheitsförderung
Menschenrechte und Integration von Kranken in die Gemeinschaft
Förderung von Selbsthilfeorganisationen
Gender

Land, Region

Zimbabwe, Provinz Masvingo

Zeitraum

seit 2000; vorläufig keine Begrenzung

Kontakt

Barbara Müller, FEPA, Postfach 151, 4005 Basel, Tel. 061 691 75 16, Bemueller@bluewin.ch

Publikationen

 

Afrika