HIV/Aids: 46 Antworten auf eine globale Herausforderung

Bangladesch: Betrogene Träume

Von Peter Eppler

Lesezeit 2 min.

In einem der bevölkerungsreichsten Länder der Welt finden Frauen auf dem Land kaum Erwerbsmöglichkeiten. Angezogen vom Versprechen, in der boomenden Näherei-Industrie etwas zu verdienen, ziehen viele in die Stadt. Dort werden sie nicht nur wirtschaftlich ausgebeutet, sondern oftmals auch sexuell. Das Risiko, sich mit HIV anzustecken, ist bedrohlich gross. Schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen – vornehmlich Frauen – arbeiten in den gut 3000 Fabriken in ganz Bangladesch. Eine Mehrzahl davon befindet sich in und um Dhaka.

Die Löhne, die die Fabriken bezahlen, mögen für ein alleinstehendes Mädchen gerade noch ausreichen. Viele der Frauen haben jedoch Familie. Nicht selten müssen sie mehrere Kinder ohne Hilfe eines Ehemannes durchbringen. In den Slums hört man immer wieder dieselbe Geschichte: Irgendwann hat der Mann genug von seiner Frau und lässt sie einfach sitzen. Dann wird das Einkommen knapp. Für viele Frauen gibt es aber nur eine Alternative, etwas dazuzuverdienen: die Prostitution. Etwa 38'000 Prostituierten sollen im ganzen Land arbeiten. Hinzu kommen noch zahlreiche Frauen, die neben ihrem eigentlichen Beruf sexuelle Dienste verrichten, unter ihnen viele Näherinnen: Rund 15 Prozent von ihnen verkaufen sich für kleine Geschenke, Geld oder für ein wenig Sicherheit. Das Risiko, sich mit dem HI-Virus zu infizieren, ist dabei erschreckend hoch. Die offizielle HIV-Rate liegt zwar lediglich bei 188 Fällen. Inoffiziell rechnete man allerdings bereits bis Ende 1999 mit 21'000 HIV-Fällen und einem markant gestiegenen Ansteckungsrisiko für die gesamte Bevölkerung. Denn gerade das Wissen um HIV und Aids und der Gebrauch von Präservativen sind kaum verbreitet. Und selbst im Wissen, mit HIV infiziert zu sein, verkehren viele Männer weiterhin ungeschützt mit ihren Frauen, weiss Doktor Halida Hanum Khandaker zu berichten.

Halida Khandaker leitet eine vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) mitunterstützte Trägerorganisation, welche auf verschiedenen Wegen für ein breiteres Bewusstsein gegenüber Aids und HIV kämpft. Nicht nur wurden – ein Novum für Bangladesch - eine Telefon-Hotline und ein Briefkasten für Fragen im Zusammenhang mit Aids und HIV eingerichtet; Dienste, die rege benutzt werden. Das Team von Halida Khandaker besucht so oft wie möglich einzelne Fabriken und regelmässig die Slums von Dhaka, um vor Ort mit den Frauen über Ansteckungsrisiken zu sprechen. Auch bietet Confidential Approach to AIDS Prevention (CAAP), wie die Organisation heisst, ausgesuchten Frauen kleine Darlehen an, mit denen ihnen einerseits der Aufbau eines kleinen Gewerbes ermöglicht wird, sie andererseits zur Weiterverbreitung von Aids-Aufklärung verpflichtet werden. CAAP ist auf den für sie erreichbaren Feldern sehr erfolgreich. Doch Halida Khandaker ist sich bewusst, dass das Rennen gegen die Zeit noch immer offen ist und das Damoklesschwert einer explosionsartigen Verbreitung des HI-Virus über Bangladesch an einem dünnen Faden hängt.

Schweizerische Organisation(en)

Schweizerisches Rotes Kreuz

Partnerorganisation(en)

Confidential Approach to AIDS Prevention (CAAP)

Stichwörter

Prävention und Gesundheitsförderung

Land, Region

Bangladesch, Dhaka

Zeitraum

 

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Publikationen

Ronald Schenkel, Bangladesch: Betrogene Träume. inter-actio, Frühling 2002 (SRK)