Von Dorothee Gregori
Im Rahmen der HIV/Aidsprävention für und mit MigrantInnen hat die Aids-Hilfe Schweiz im März 2002 bei “Radio Somalia Zürich” eine Serie von drei Radiosendungen für somalische HörerInnen durchgeführt. Die inhaltliche Vorbereitung und die Realisierung der Sendungen in somalischer Sprache geschah in enger Zusammenarbeit mit dem Radioverantwortlichen und einer somalischen Projektmitarbeiterin. Als Sendegefäss des Alternativen Lokalradios Zürich (Radio LoRa) erreicht “Radio Somalia” vor allem HörerInnen im Kanton Zürich. Da die Sendungen einige Tage später in Bern wiederholt wurden, konnten zwei zentrale Lebensräume somalischer MigrantInnen in der deutschen Schweiz erreicht werden. Zudem waren die Sendungen jeweils für die Dauer eines Monats über das Internet abrufbar.
MigrantInnen aus Somalia bilden mit rund 5000 Personen eine der in der Schweiz am stärksten vertretenen Communities von AfrikanerInnen aus Herkunftsländern südlich der Sahara. Sie stellen zugleich eine jener afrikanischen Zielgruppen der HIV/Aidsprävention dar, die das Bundesamt für Gesundheit als prioritär betrachtet.
Inhaltlich wurden im Rahmen der ersten Sendung zunächst umfassende Informationen zum schweizerischen Gesundheitssystem und zu den Möglichkeiten der gesundheitlichen Vorsorge angeboten. Eingebettet in diese Thematik war ein spezifischer Informationsteil zu HIV und Aids, im Rahmen dessen das Krankheitsbild, die Übertragungswege, die Schutzmöglichkeiten, der HIV-Test sowie die Möglichkeit der medikamentösen Behandlung thematisiert wurden.
Auch die zweite Sendung war der Gesundheitsvorsorge gewidmet, richtete sich aber spezifisch an weibliche Zuhörer. Nach einer Wiederholung der Informationen zu HIV und Aids wurden verschiedene Aspekte aus dem Bereich reproduktiver Gesundheit besprochen. Diese betrafen etwa gynäkologische Kontrolluntersuchungen, Schwangerschaft (Verhütung, Test, medizinische Kontrollen, vertikale HIV-Übertragung und ihre Verhinderung), Geburtsvorbereitung und Geburt. Vertieft eingegangen wurde auf das Thema weibliche Genitalbeschneidung.
Die Sendungen schlossen jeweils mit der Angabe von Beratungsangeboten, anonymen Teststellen und Informationsmaterial in somalischer Sprache.
Die dritte Sendung schliesslich beinhaltete ein Interview mit einer somalischen Journalistin, die über eine Pressekonferenz eines HIV-positiven Ehepaares in Somalia berichtete. Erstmalig sprachen hier Betroffene in Somalia öffentlich von ihrer Infektion und unterstrichen die Notwendigkeit einer Enttabuisierung von HIV und Aids. Ziel dieser Sendung war es, die somalischen ZuhörerInnen für die Lebenssituation Betroffener zu sensibilisieren, auch um möglichen Ausgrenzungsprozessen entgegen zu wirken.
Eine kleinere Fragebogenerhebung (n=34) in Zürich im Anschluss an die Sendungen erbrachte sehr positive Resultate. Demnach hatten 88 Prozent der Antwortenden mindestens eine der drei Sendungen, 39 Prozent sogar alle drei Sendungen gehört. Knapp die Hälfte der Antwortenden gab an, dass sie sowohl zum Thema Gesundheit im allgemeinen wie auch zum Thema HIV/Aids im besonderen neue Informationen erhalten hätte. Weitere 37 Prozent hatten zumindest hinsichtlich einem der beiden Themen Neues erfahren.
Als deutlicher Projekterfolg ist zu werten, dass insbesondere die Informationen zu HIV und Aids an Treffpunkten somalischer MigrantInnen in Zürich während der Sendeperiode zahlreiche Kontroversen auslösten. Neben dem primären Ziel der Information konnte somit auch eine übergeordnete Intention des Projekts zumindest im Ansatz erreicht werden: die Enttabuisierung des Themas HIV/Aids innerhalb der somalischen Community.
Schweizerische Organisation(en) | Aids-Hilfe Schweiz |
Partnerorganisation(en) | Prävention und Gesundheitsförderung |
Stichwörter | Prävention und Gesundheitsförderung |
Land, Region | Projektentwicklung, -durchführung und -evaluation: November 2001 bis Mai 2002 |
Zeitraum | seit 1991 bis auf weiteres |
Kontakt | Aids-Hilfe Schweiz |
Publikationen | Dorothee Gregori, ”Radio Somalia”. Gesundheitsvorsorge und HIV-Prävention, in: Bulletin des Netzwerks Medicus Mundi Schweiz 86/2002 |