Eine Partnerschaft baut auf Menschen, und weniger auf der Institution

Zehn Jahre partnerschaftliche Beziehungen zwischen Spitälern in der Schweiz und Osteuropa

Von Nils Undritz

Weihnachten 1989, als die rumänischen Wirren stattfanden, flog ein Jumbojet der Swissair, gefüllt mit Medikamenten, im Auftrag des Universitätsspitals Zürich nach Bukarest. Die Hilfslieferung war für die verwundeten Studenten bestimmt, die gegen die Diktatur gekämpft hatten. Das Spital, in dem die Studenten in Bukarest behandelt wurden, war das Notfallspital von Bukarest, die Clinic Urgenta. Aus dieser Begebenheit ergab sich eine intensive Spitalpartnerschaft zwischen den beiden Spitälern. Der Anfang einer Geschichte...

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Herr Prof. Largiadère, damals Vorsteher des Departements für Chirurgie des Universitätsspitals Zürich, zeigte Bilder des Friedhofes, wo die jungen Studenten, die während den Unruhen ihr Leben verloren haben, begraben worden waren. Sein Kommentar dazu war, dass die Spitalpartnerschaft zum Ziel haben soll, diese Generation, die sich gegen die Diktatur erfolgreich gewehrt hat, zu unterstützen.

1990 erliess die G7-Konferenz der damals sieben Grossen eine Empfehlung, die frei gewordenen osteuropäischen Staaten im Bereich der Grundbedürfnisse wie Ernährung, Bildung, Umweltschutz und Gesundheit zu unterstützen, damit die Bevölkerung über die nötigen Kräfte verfüge, die Entbehrungen während des Aufbaus besser zu ertragen. Im folgenden Jahr traten das Bundesamt für Gesundheit und die schweizerische Sanitätsdirektorenkonferenz mit der Frage an die Veska (heute H+ Die Spitäler der Schweiz) heran, ob sie bereit sei, Spitalpartnerschaften zwischen Schweizer Spitälern und solchen im Osten zu organisieren. Diesen Auftrag nahm H+ an, auch deswegen, weil bereits auf freiwilliger Basis einige Spitalpartnerschaften bestanden, wie etwa diejenige des Universitätsspitals Zürich und des Kantonsspitals Schaffhausen.

Unterschiedliche Vorstellungen von einer Spitalpartnerschaft

Bei den Partnern im Osten stand die materielle Hilfe im Vordergrund. Das war nach den langen Entbehrungen, die sie erleiden mussten, und dem hohen Stand der Medizintechnik in den Westländern, wie er im Fernsehen gezeigt wurde, verständlich. Weiter wurde der Wunsch geäussert, Anschluss an die medizinische Entwicklung im Westen finden zu können. Vor allem die Ärzte wünschten einen fachlichen Know-how-Transfer.

Schweizerischerseits wurde bald festgestellt, dass in den osteuropäischen Spitälern ein grosses Manko in den Bereichen Organisation und Pflege sowie beim Eingehen auf die Bedürfnisse der Patienten bestand. Zum Beispiel hat eine Spitalbehörde in Nordwestrussland von uns eine Hightech-Einrichtung einer herzchirurgischen Abteilung am Zentralspital gewünscht. Wir haben aber gesehen, dass Säuglinge in den Peripheriespitälern sehr schlechte Lebenschancen nach ihrer Geburt hatten, weil die Räume nicht geheizt waren, von einer Deckenheizung ganz zu schweigen. Angesichts solcher Zustände ist der grössere Teil der Schweizer Spitäler zum Schluss gekommen, dass man in erster Linie den Spitälern in der benachteiligten Peripherie im Bereich der Grundversorgung helfen soll.

Eine Spitalpartnerschaft beinhaltet eine materielle, eine fachliche und eine menschliche Seite.

Materielle Unterstützung: nicht alle Wünsche erfüllt

Die Schweizer Spitäler konnten sicher nicht alle materiellen Wünsche ihrer Partnerspitäler erfüllen. Sie haben aber Material und Einrichtungen, die zum Beispiel wegen eines Neubaus nicht mehr gebraucht wurden, aber noch in gutem Zustand waren, revidiert und ihren Partnern zukommen lassen. H+ musste hier zwar zwei- oder dreimal intervenieren und klarstellen, dass Materiallieferungen nicht mit Entsorgung verwechselt werden sollen. Sehr schnell hat sich aber in diesem Bereich eine Ethik entwickelt. Zum Teil wurden in Zusammenarbeit mit Firmen auch neue Geräte geliefert.

Medikamente und andere Verbrauchsmaterialen werden im Osten immer noch stark gewünscht. Wir unterstützen dies aber weniger, weil es keine nachhaltige Hilfe darstellt: Die Leute gewöhnen sich an die Lieferungen, wir hingegen wissen ziemlich genau, dass die materielle Unterstützung einmal zu Ende gehen muss. Unsere Partner in den Ostländern müssen sich darauf einstellen, das Verbrauchsmaterial selber besorgen zu können. Zudem haben wir bei Medikamentenlieferungen keine Kontrolle, was mit diesen Medikamenten geschieht. In zwei Partnerschaften mussten wir feststellen, dass sich der Chefarzt vor Ort mit Medikamentenverkäufen bereichert hatte. Diese beiden Partnerschaften wurden darauf umgehend abgebrochen. Mit der Zeit entwickelte sich ein Spürsinn, wem man vertrauen kann. Von Geldüberweisungen wurde praktisch immer abgesehen. Die Schweizer Spitäler insistieren darauf, dass das Material allen Patientenkategorien zur Verfügung steht. Wir sind uns allerdings bewusst, dass wir keine flächendeckende Kontrolle gewährleisten können.

Obwohl wir mit den Materiallieferungen bei weitem nicht allen Erwartungen unserer Partner im Osten entgegenkommen können, sehen diese doch ein, dass unsere Hilfe wie versprochen regelmässig eintrifft, dass sie praxisbezogen und unbürokratisch ist.

Fachliche Unterstützung - der Kern der Partnerschaft

Die fachliche Unterstützung, insbesondere der Know-how-Transfer in den Bereichen Medizin, Pflege, Verwaltung und Technik, steht im Vordergrund der Partnerschaft. Hier können wir am meisten helfen. In den zehn Jahren, in denen wir jetzt tätig sind, sind schon Hunderte von Stagiaires von Ostspitälern in Schweizer Spitäler gewesen. Alle sind wieder zurück in ihrem Heimatland und geben dort das in der Schweiz oder auch vor Ort erworbene Wissen weiter. Mir sind Fälle bekannt, wo Ärzte aus Schweizer Spitälern versucht haben, Krankenschwestern aus dem Osten in die Schweiz abzuwerben. Diese haben aber darauf verzichtet, weil der Wunsch, ihrem Land zu helfen, im Vordergrund ihres Denkens stand.

Die fachliche Unterstützung steht auch im Einklang mit Materiallieferungen, indem die Ärzte und Schwestern rechtzeitig und seriös in der Bedienung der Apparaturen und Einrichtungen geschult werden. Man darf ihren Beteuerungen, dass sie die Apparate ohne weiteres bedienen können, auf keinen Fall glauben. Da haben wir – und die Patienten - am Anfang einige sehr schlechte Erfahrungen machen müssen.

Die in der Schweiz stattfindenden Praktika können von einigen Tagen bis zu einem Jahresaufenthalt gehen. Der Durchschnitt bewegt sich bei drei Monaten. H+ war daran gelegen, dass auch Kurse vor Ort organisiert wurden, um im Bereich der Spitalorganisation Verbesserungen unter Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse vorschlagen zu können. Anhand eines Modells, das wir in Zusammenarbeit mit der EU entwickelt haben, konnten wir Kurse für Ärzte, Schwestern und Verwaltungsleiter in Bulgarien, Albanien, dem Baltikum und Rumänien durchführen. Schnell hat sich gezeigt, dass Persönlichkeitsentwicklung und Teamfähigkeit am meisten geschult werden müssen. Wir gaben einen Anstoss für solche Weiterbildungen, die jetzt in Rumänien und Bulgarien, auch dank der Unterstützung von EU und DEZA, weitergeführt werden.

Die menschliche Seite: Voneinander profitieren

Die Partnerschaft wird vor allen Dingen dann zum Erfolg, wenn man vor Ort Personen findet, die reformfreudig und bereit sind, das empfangene Wissen auch umzusetzen. Es nützt nichts, durch ein Spital zu laufen und zu sagen, dass man eine lamentable Küche neu ausrüsten will, wenn nicht jemand dort ist, der selber bereit ist, das Projekt zu begleiten und die nötigen personellen als auch baulichen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Eine Partnerschaft baut auf Menschen, und weniger auf der Institution. Wir haben schnell gespürt, dass die Direktionssitze in den Spitälern politische Schleudersitze sind. Grundsätzlich geht es darum, dass man von dem jeweiligen Direktor die Zustimmung zur Partnerschaft gewinnen kann, dass aber zuverlässige Partner im mittleren und oberen Kaderbereich gefunden werden müssen. Wichtig schien uns auch, dass es nicht nur ein Partner ist, der alles steuert, sondern dass eine Gruppe unsere Hilfe bestmöglich im Spital verteilt. Es sollen auch nicht immer die gleichen Personen in die Schweiz kommen, sondern diejenigen von den Abteilungen, die es am meisten brauchen.

Sehr schnell haben sich auch Freundschaften entwickelt, die ohne Zweifel weiterbestehen werden. Ein Risiko, das nie ganz auszuschalten ist, besteht darin, dass wir unsererseits in die Überheblichkeit des Geber gegenüber dem Nehmer verfallen. Man muss versuchen, bescheiden zu sein, den Partner als solchen anzuerkennen und ihm zu zeigen, dass es Freude macht, mit ihm zusammen zu arbeiten und dass man von ihm auch profitieren kann. Auf kulturellem Gebiet und im Bereich, wie man mit wenig Mittel viel machen kann, in der Improvisation und in der menschlichen Offenheit können uns unsere Partner gute Bespiele geben. Ich würde es persönlich schätzen, wenn mehr jüngere Ärzte aus Schweizer Spitälern, die eine Partnerschaft führen, während ihrer Ausbildung ein Praktikum in einem Ostspital absolvieren, damit sie sehen, wie man mit wenig Mittel viel ausrichten kann. Man wirft der schweizerischen Ausbildung, die vor allen Dingen in den Universitätsspitälern stattfindet, vor, von Anfang an mit Hightech-Geräten der letzten Generation zu arbeiten, was einen Kostenfaktor in unserem Gesundheitswesen darstellt.

Menschlich wollen sich unsere Partner auch mit den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für unsere Unterstützung revanchieren. Dies besteht darin, dass sie uns bei unseren Besuchen ihr Land zeigen oder, wie es bis jetzt einige Male geschehen ist, dass sie schweizerischen Spitalärzten den Ehrendoktor oder die Ehrenbürgerschaft verleihen. Das freut die Geehrten natürlich sehr.

Oft haben wir gehört, dass es unseren Partnern nicht nur auf die materielle Hilfe ankommt, sondern dass es wichtig ist, dass man überhaupt Kontakt haben kann mit einem schweizerischen Spital als psychologische Stärkung für die zum Teil schwierige Aufbauarbeit. Wenn der Schweizer Partner aussteigen würde, dann könnte die ganze Motivation im Ostspital zum Durchhalten wie ein Kartenhaus zusammenfallen.

Die Partnerschaft auf der Achse Ost–West konnte sich relativ schnell entwickeln und hat in der Schweiz auch zahlreiche Freiwillige gefunden, weil wir es grundsätzlich mit den gleichen Ausbildungs- und institutionellen Strukturen zu tun haben wie bei uns. Das ist der grosse Unterschied zur Achse Nord – Süd, wo die Zusammenarbeit um ein mehrfaches komplexer ist. Die Ost-West Achse besteht im Grunde aus einem zeitlich begrenzten Nachholbedarf zwischen analogen Kulturen und weniger aus einer Entwicklungsunterstützung zwischen unterschiedlichen Strukturen wie auf der Nord-Süd-Achse.

Die Organisation durch H+

Am Anfang, als H+ noch über keine Mittel des Bundes verfügte, ging es vor allem darum, Schweizer Spitäler zu finden und sie zu motivieren, eine Partnerschaft einzugehen. Wir haben selber Reisen in den Osten organisiert und so einige Partnerschaften ins Leben rufen können. wie etwa zwischen dem Kanton Luzern und der Region Brasov in Rumänien, zwischen dem Kanton Graubünden und der Region Ivanovo in Nordwestrussland, zwischen den Spitälern der Kantone Waadt und Wallis je mit einem Spital in Albanien, zwischen dem Inselspital Bern und der Universitätsklinik Varna in Bulgarien und kürzlich zwischen dem Kantonsspital St. Gallen und der bulgarischen Hafenstadt Burgas, um nur einige Beispiele zu nennen. Seit dem 1. Juli 1992 unterstützt die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA das Partnerschaftsprogramm in finanzieller wie auch beratender Hinsicht. Mit der damit verbundenen finanziellen Unterstützung der beteiligten Schweizer Spitäler konnte die Koordinationsstelle von H+ Einfluss auf die Partnerschaften in qualitativer Hinsicht nehmen. Wir treffen uns regelmässig an Ländersitzungen zum Erfahrungsaustausch, um Themen zu besprechen und Verbesserungen zu eruieren. Zu diesen Treffen laden wir auch die Botschaften der entsprechenden Länder und selbstverständlich die Abteilung für Zusammenarbeit mit Osteuropa (AZO), als zuständige Abteilung der DEZA, ein.

Wir haben einen summarischen "Best Practice Guide" entwickelt. Im Laufe der Zeit konnten wir die Spitäler überzeugen, einen Vertrag mit dem Partnerspital abzuschliessen. Damit hatte auch der Partner im Osten die Gelegenheit, seine Bedürfnisse und Möglichkeiten einbringen zu können. Er konnte so dazu gewonnen werden, selber mehr zum Gelingen der Partnerschaft beizutragen. Insbesondere ging es darum, dass sowohl im Spital in der Schweiz als auch im Osten ein interdisziplinäres Team gebildet wurde, das die Partnerschaft auf möglichst breiter Basis aufbaut. Das verhindert natürlich nicht, dass es sowohl im Westen wie auch im Osten Führerfiguren in einer Partnerschaft gibt, ohne die nichts gehen würde.

Als letztes qualitatives Element haben wir ein sogenanntes "Progress Reporting" eingeführt: Die Spitäler haben sich verpflichtet, für die fünfte Vertragsphase der DEZA-Unterstützung, die bis Ende März 2004 dauert, ein Planungsziel zu setzen, das sie mit ihrem Partnerspital erreichen möchten, und Indikatoren festzulegen, um die Ergebnisse zu messen. Dies ist nicht einfach, wurde aber von den Spitälern akzeptiert. Mit halbjährlichen Berichten soll aufgezeigt werden, welche der geplanten Aktivitäten umgesetzt worden sind und was erreicht wurde. Das gibt unseres Erachtens einen objektiveren Evaluationsmassstab, als wenn wir uns nur auf die Reiseberichte der Schweizer Spitäler abstützen.

Die finanzielle Unterstützung der DEZA wird vor allen Dingen für Reise- und Aufenthaltskosten ins Partnerspital im Osten eingesetzt, oder für Stagiaires, die in die Schweiz zu einem Praktikumaufenthalt kommen, sowie für Material und Materialtransporte und Kurskosten. Grundsätzlich werden keine Saläre ausgerichtet. Bei der Schweizerischen Sanitätsdirektorenkonferenz konnten wir erreichen, dass die Schweizer Spitalleute nicht mehr ihre Ferien dazu benützen müssen, um im Osten helfen zu können, sondern dass diese Zeit als Arbeitszeit angesehen wird, natürlich alles in einem vernünftigen Rahmen. Wir verschweigen nicht, dass wir diesbezüglich aufgrund der finanziellen Restriktionen, denen die Spitäler derzeit unterliegen, mit einigen Problemen zu kämpfen haben. Trotzdem können wir immer noch auf ein grosses Engagement zählen.

Die Aufgaben der von H+ eingerichteten Koordinationsstelle verteilen sich auf zwei Tätigkeitsgebiete: Sie unterstützt die Partnerschaften inhaltlich und organisatorisch mit dem Ziel der Qualitätssicherung, der Motivationsstärkung und der Ausrichtung auf Nachhaltigkeit. Sie fördert die Programmabwicklung durch die Verwaltung der Kredite zuhanden der Partner, das Abschliessen und Überwachen der Verträge zwischen H+ und den Schweizer Spitälern, das Controlling und die Berichterstattung der einzelnen Partnerschaften. Der Projektleitung obliegt die Finanzkontrolle, das periodische Reporting und die Buchhaltung über den AZO-Kredit. Sie organisiert und führt Ländersitzungen durch, nimmt wo nötig an Projektmeetings der verschiedenen Partnerschaften teil, begleitet und unterstützt die Schweizer Partner wo nötig bei Abklärungsreisen und nimmt zusätzliche Aufgaben und Aufträge seitens der AZO wahr. Daneben bietet die Koordinationsstelle auf Anfrage logistische Unterstützung und weitere Dienstleistungen an: Es werden zahlreiche Reisen organisiert, sei es von Schweizern ins Ostland oder umgekehrt, Visumanträge und Krankenversicherungsanträge gestellt, Auskünfte bei verschiedenen Ämtern eingeholt etc. Des weiteren bereitet die Koordinationsstelle Presseinformationen vor. Sie verfasst für die Partner Informationsbulletins mit News und verschiedenen Angeboten und dient als Anlaufstelle für externe Kontakte und Anfragen. Wir haben mit dem Aufbau einer Website begonnen, wo die Schweizer Spitäler ihre Partnerschaftsaktivitäten vorstellen und Informationen unter sich austauschen können.

Entwicklung der Partnerschaften

Zu Beginn der partnerschaftlichen Tätigkeit waren bis zu 27 Projekte aktiv, an denen ungefähr 100 Schweizer Spitäler direkt oder über ihren Regional- oder Kantonsverband mitgewirkt haben. Wir waren in den baltischen Staaten, in Ungarn, Tschechien und der Slowakei tätig, konnten aber bald feststellen, dass es diesen Ländern dank der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung relativ schnell besser ging. Dadurch konnten wir unsere Unterstützung zumindest im materiellen Bereich einstellen. Wir wurden auch zusehends mit finanziellen Wünschen konfrontiert, die wir schlichtweg nicht erfüllen konnten. Die geknüpften Kontakte wurden aber in den meisten Fällen weiterhin aufrechterhalten.

In den Ländern Bulgarien, Rumänien, Albanien und neuerdings auch Kirgisien, in denen sich die Wirtschaft nur langsam entwickelt und kein Mehrwert für das Gesundheitswesen entsteht, sind wir weiterhin tätig und werden auch entsprechend vom Bund unterstützt. Unsere Partnerschaftsliste sieht derzeit wie folgt aus:

Schweizer Spital

Partnerspital

Bulgarien
Kantonale Psychiatrische Dienste Liestal Psychiatrische Klinik Varna
Spital Wetzikon Spital Lom
Inselspital Bern Medizinische Universitätsklinik Varna
Kantonsspital Zug Spital Balcik
Kantonsspital Schaffhausen Spital Dobric
Kantonsspital Aarau, Nuklearmedizin MTRA Schule Medizinische Universitätsklinik Varna
Kantonsspital St. Gallen, Pneumologie Lungenklinik Burgas
Rumänien
Kanton Luzern Spitler der Region Brasov
Kantonsspital Aarau Spital Cantacuzino, Bukarest
Fribourger Spitäler Spital Constanta
Universitätsspital Zrich Spital Urgenta, Bukarest
Tessiner Spitäler Spital Botosani
Region Laufenburg Spital Salonta
Kirgisien
Kantonsspital Aarau Spitler Südkirgisiens

Unabhängig von der DEZA führt der Basler Förderverein für medizinische Zusammenarbeit mit dem Kanton Basel-Stadt als Geldgeber eine Partnerschaft mit der Gemeinde Burgas, wo die ersten zwei Arztpraxen nach westlichem Standard und unter Berücksichtigung der neu in Kraft getretenen Sozialversicherung aufgebaut wurden. Bei diesem Projekt bin ich ebenfalls als Koordinator tätig.

Weiter haben wir im Auftrage der DEZA das albanische Gesundheitsministerium in der Ausrüstung von medizintechnischem Material und dessen Einkauf für das Spital Shkodra beraten. Das ging nicht ganz ohne Probleme vonstatten, und jetzt stellen wir fest, dass das von der Schweiz bezahlte Material nicht optimal gebraucht wird. Wir wurden angefragt, ob wir noch fachliche und pädagogische Hilfe geben können. Wir haben von Anfang an auf dieses Risiko hingewiesen und immer wieder feststellen müssen, dass medizintechnische Geräte geliefert werden, ohne dabei das Personal, das diese Apparaturen bedienen muss, vorzubereiten. Es muss geschult werden, und das bedeutet einen ebenso grossen Aufwand, auch in Franken, wie die Einrichtung selber. Auch der Unterhalt muss gewährleistet sein. In diesem Bereich haben wir mit den Spitalpartnerschaften, wo Materiallieferungen auf einem tieferen Niveau stattfinden, bessere Erfahrungen gemacht als mit einem grossen Projekt von mehreren Millionen Franken, bei welchem anschliessend der Unterhalt beigebracht werden musste.

Fazit

Solange sich die wirtschaftliche Lage in den Ländern, wo wir noch tätig sind, nicht verbessert, werden Spitalpartnerschaften grundsätzlich weiterhin benötigt, in materieller, fachlicher und menschlicher Sicht. Nach zehn Jahren sind trotzdem gewisse Ermüdungserscheinungen bei einigen Schweizer Partnern aufgekommen. So haben z.B. die walliser und waadtländer Spitäler ihre Zusammenarbeit mit den zwei albanischen Spitälern eingestellt, nachdem allerdings gewisse Ziele, auch in materieller Hinsicht, erreicht werden konnten. Bei den anderen Partnerschaften wird über einen Ausstieg in einigen Jahren diskutiert.

Uns schwebt vor, dass man vor dem Ausstieg einen bleibenden Wert vor Ort schaffen sollte. Das kann eine Weiterbildungsstätte sein, wie etwa die vom Spital Schaffhausen aufgebaute psychotherapeutische Schule in Dobric oder die vom Kantonsspital Aarau im Aufbau begriffene medizintechnische Schule in der Universitätsklinik Varna. Bestehende Werte können auch in infrastrukturellen Vorhaben geschaffen werden, die vom Bund mit einem Spezialbudget unterstützt werden, wie die Einrichtung einer total neuen Heizung im Spital in Lom. Dieses Spital liegt in einer Gegend an der Donau in Bulgarien, die besonders benachteiligt ist, bedingt durch die Wirren im Nachbarland Jugoslawien. Durch die Investition, die schweizerischerseits durch das Spital Wetzikon gesteuert wird, wurde erreicht, dass mit halb so viel Geld wie früher heute das ganze Spital beheizt wird, wo vorher nur einige Räume im Winter warm waren. Das Personal und die Patienten fühlen sich erstmals richtig wohl während der kalten Jahreszeit, und dadurch wurde eine die Motivation, selber noch mehr zu erreichen, stark erhöht.

Die Partnerschaftsprojekte bereiten viel Freude. Sie benötigen aber flankierender Massnahmen, um sie auf eine breite Grundlage zu stellen und um auftauchende Probleme zu lösen. Mit Geld und Material allein ist es nicht getan. Der ständige, professionell geführte Erfahrungsaustausch innerhalb der H+-Gruppe, die Serviceleistungen unserer Kontaktstelle zur Entlastung der Schweizer Partner sowie die finanzielle Unterstützung durch die DEZA bildeten die Faktoren zum erfolgreichen Bestehen der Spitalpartnerschaften während über zehn Jahren.

*Nils Undritz beteiligte sich ab 1991 als Generalsekretär der Veska (heute H+ Die Spitäler der Schweiz) massgeblich am Aufbau von Spitalpartnerschaften zwischen Spitälern in der Schweiz und in Osteuropa. Seit 1995 leitet er als selbstständig Erwerbender die Koordinationsstelle von H+ für das Partnerschaftsprogramm. Kontakt und weitere Informationen: www.undritz.ch.