CAS 2017-2018 an der Haute Ecole de Santé Vaud

Gesundheit von Mutter und Kind in humanitären Krisen

Von Michel Roulet

Mutter-Kind-Gesundheit ist ein Gesundheitsbereich, der in humanitären Krisen besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Aus diesem Grund besteht ein hoher Bedarf einer qualitativ guten Weiterbildung, die sich an ÄrztInnen, PflegerInnen und Hebammen richtet, die in diesem Bereich arbeiten wollen. Die Fachhochschule für Gesundheit in Lausanne (Haute Ecole de Santé Vaud, HESAV) führt einen CAS-Kurs durch, der den Aufbau der fachspezifischen Kompetenzen in humanitären Kontexten ermöglichen soll. Diese Weiterbildung wurde in enger Zusammenarbeit mit der Fondation Terres des hommes entwickelt.

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Gesundheit von Mutter und Kind in humanitären Krisen

Indien (Photo: Jean-Luc Marchina/HESAV)

 

Die Gesundheit von Mutter und Kind betrifft auch die Gesundheit von Schwangeren, Gebärenden, Neugeborenen und Kleinkindern unter 5 Jahren. Sie ist naturgemäss fragil, besonders in Katastrophensituationen oder humanitären Krisen. In diesen Situationen gehören zwei Drittel der pflege- und schutzbedürftigen Opfer zu diesen Bevölkerungsgruppen.

Mit dem Ziel, in als entwickelt betrachteten Ländern die Kompetenzen von Medizinalpersonen – Ärzte, Pflegefachpersonen und Hebammen –in Bezug auf Gesundheit von Mutter und Kind in humanitären Notsituationen zu fördern, bieten die Fachhochschule für Gesundheit des Kantons Waadt (Haute Ecole de Santé Vaud - HESAV) und die Stiftung Terre des hommes Lausanne (Tdh) 2017-2018 eine berufsbegleitende Fortbildung in Form eines Certificate of Advanced Studies (CAS) an.

Humanitäre Krisen: Verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit von Kleinkindern

Der Zugang zu Wasser, Nahrung (inklusive Muttermilch), ärztlicher Betreuung, Unterkunft und Schutz gegen Gewalt werden bei humanitären Katastrophen problematisch. Diese Ereignisse haben verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit von Kleinkindern: Akute Unterernährung, Durchfallerkrankungen, Atemwegsinfektionen und Malaria sind die grössten Risiken, die auf sie lauern. Besonders gefährdet sind Neugeborene, entsprechend hoch ist die Säuglingssterblichkeit. Stark leidet auch die Gesundheit von Schwangeren, Gebärenden und der Mütter von Kleinkindern. Nebst dieser schweren Bedrohung ihrer Gesundheit sind die Überlebenden grossen Sicherheitsrisiken ausgesetzt, wie Vergewaltigung oder Entführung.

Tausend Tage, d.h. 280 Tage Schwangerschaft und 720 Tage der ersten zwei Lebensjahre, werden von WHO und UNICEF als die risikoreichsten betrachtet. Für Mutter und Kind stellt die Geburt das heikelste Ereignis im Laufe ihres Lebens dar. Ab den ersten Wehen bis 48 Stunden nach erfolgter Geburt sterben jährlich 150'000 Mütter; 1.6 Millionen Neugeborene überleben nicht und 1.2 Millionen bei Wehenbeginn noch lebende Föten werden totgeboren. Fast alle diese Todesfälle finden in Entwicklungsländern statt. Notfallsituationen und politische Instabilität verschlimmern diese Zahlen noch.

Sudan (Photo: Jean-Marie Jolidon/HESAV)

 

Humanitäre Krisen haben heute vielfältige Ursachen – Konflikte in Syrien, in der Ukraine, in Jemen, Hungersnot am Horn von Afrika, islamistischer Terror im Mittleren Orient und in Afrika, Flüchtlingsstrom richtung Europa – und leider besteht kaum Hoffnung, dass dies morgen anders sein wird. Weltweit benötigen 80 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Drei Viertel davon sind Frauen und Kinder.

Ziele

Mit beschränkten klinischen und paraklinischen Mitteln das Leben einer grösstmöglichen Anzahl Mütter und Kinder retten, unzureichende lokale Gesundheitsdienste unterstützen, den Wiederaufbau von Gesundheitszentren fördern: Das sind die drei grossen Prinzipien, die der von HESAV und Tdh angebotenen Fortbildung als Leitfaden dienen.

Am Ende des Kurses haben die Beteiligten die notwendigen Kenntnisse gewonnen, um Gesundheitsbedürfnisse von Mutter und Kind zu identifizieren und geeignete und effiziente  Massnahmen für Mütter, Neugeborene und Kleinkinder in komplexen humanitären Krisensituationen in die Wege zu leiten.

Die Ausbildung setzt den Akzent auf die Entwicklung zweier spezieller Kompetenzen: Geeignete therapeutische Massnahmen vornehmen und logistische Unterstützung sowie Rahmenbedingungen zur Gesundheitsförderung und Krankheitsvorbeugung entwickeln können.

Ablauf

Der CAS 2017-2018 beginnt im September 2017 und endet im April 2018. Er besteht aus 120 Stunden Frontalunterricht (17 Tage auf 8 Monate verteilt) in Lausanne in Form zweier Module: Das eine fokussiert auf die Betreuung von Kleinkindern , das andere auf die Betreuung von Schwangeren, Gebärenden, Müttern im Wochenbett und Neugeborenen. Das erste Modul entwickelt allgemeine Aspekte humanitäre Krisen betreffend sowie theoretische und thematische Aspekte der integrierten Betreuung von Krankheiten im Kleinkindesalter, unter anderen akuter Unterernährung; das zweite Modul behandelt theoretische und praktische Aspekte perinataler, sexueller und reproduktiver Gesundheit. Zusätzlich zum Frontalunterricht sind ca. 200 Stunden persönliches Studium zuhause einzuplanen. Am Ende des Kurses ist eine Prüfung vorgesehen. Ihr Bestehen gibt Anrecht auf 10 europäische und 37 Kredits der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie.

An wen wendet sich der CAS? An Ärzte, diplomierte Pflegefachpersonen und Hebammen aus sogenannt entwickelten Ländern, mit idealerweise bereits 3 Jahren Weiterbildung, die im Bereiche Gesundheit von Mutter und Kind in humanitären Krisensituationen aktiv sind oder eine solche Aktivität vorhaben. Die Kurse finden in französischer Sprache statt. Kenntnisse im Lesen englischer Texte sind notwendig. Einschreibefrist ist der 1. August 2017. Die Kosten belaufen sich auf CHF 4700. Unter gewissen Bedingungen sind Studienbörsen zu erhalten.

Informationen zum CAS
Mehr allgemeine Auskünfte unter http://www.hesav.ch

Persönliche Auskünfte durch michel.roulet@tdh.ch.

Michel Roulet
Prof. Dr med. Michel Roulet ist Gesundheitsberater bei der Fondatioin Terre des hommes. Übersetzung: Rudolf Schlaepfer, La Chaux-de-Fonds