Änderungen in der internationalen Gesundheitspolitik jetzt vorantreiben
Krisen bringen es mit sich, dass sich politische Fronten aufweichen, Wertvorstellungen in Frage gestellt und neue politische Forderungen Raum gewinnen können. Die Krise stellt neben all dem Leid, dass sie gerade im globalen Süden verursacht eine Chance für die internationale Gesundheitspolitik dar.
Das Konzept der Basisgesundheitsversorgung, wie sie in Alma Ata gezeichnet und durch den letztjährigen Weltgesundheitsbericht weiterentwickelt wurde, wird weiter gestärkt werden. Der Prozess weg von allein auf einzelne Krankheiten fixierte, vertikale Programme, wie sie unter neoliberalen Vorzeichen durch die Weltbank propagiert wurden, hin zu einem umfassenderen Ansatz der Gesundheitsversorgung dürfte sich noch beschleunigen.
Der Chefredaktor von „The Lancet“, Richard Hurton, stellte kürzlich angesichts der Krise radikale Fragen: „Soll der Global Fund mit UNAIDS fusionieren? Soll er sich wirklich nur auf die Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria konzentrieren? Soll die Weltbank radikal ihre Aufgabe ändern? Können jetzt UN Reformen so vorangebracht werden, dass sie mehr den geopolitischen Realitäten entsprechen?“
Ein Modell, dass die Gerechtigkeit ins Zentrum stellt, fordern im Britisch Medical Journal Michael Marmot und Ruth Bell. Der ehemalige Präsident und das ehemalige Sekretariatsmitglied der WHO „Commission on the Social Determinants of Health“ sehen dabei drei Ansatzpunkte, welche die globale Politik angehen müsste: die wachsende Ungleichheit innerhalb vieler Länder, die globale soziale und gesundheitliche Ungleichheit sowie das drängende Problem der Klimaveränderung und Umweltzerstörung.
Krisen bieten also die Möglichkeit wieder umfassender zu denken. Doch ist das Zeitfenster dafür meist kurz: Es besteht nun auch die Gefahr, dass die Probleme nicht global im Sinne einer umfassenden sozialen Gerechtigkeit angegangen werden, sondern dass stattdessen nationalkonservative Kreise mit isolationalistischen Politikkonzepten die Probleme noch verschärfen.
Martin Leschhorn Strebel Mitglied der Geschäftsleitung
Quellen: Richard Horton: The global financial crisis: an acute threat to health. In: The Lancet, Volume 373, pp 355-356, 31 January 2009
Michael Marmot & Ruth Bell: How will the financial crisis affect health? In: British Medical Journal, 11 April 2009, Volume 338, pp. 858-860
Warum die Ausrottung der Kinderlähmung in Afrika scheitert
"Der globale Kampf gegen Infektionskrankheiten ist keineswegs nur die Domäne von Mikrobiologen und Pharmakologen. Wichtiger als potente Impfstoffe und Antibiotika sind mitunter diplomatisches Feingefühl und der Wille, ein Projekt optimal anzugehen. In dieser Hinsicht hapert es bei einem der weltweit größten Impfprogramme – dem Versuch, die Kinderlähmung (Polio) endlich auszurotten."
MMS Debatte: Zur Rolle reicher Länder in der Migration von Gesundheitsfachkräften
Die Migration von gut ausgebildetem Gesundheitspersonal aus ärmeren in reiche Länder mag für die einzelne Fachkraft zu einem höheren Verdienst führen. In ihrem Herkunftsland verschärft ihre Auswanderung aber die Gesundheitskrise. Die WHO will mit einem Verhaltenskodex für etwas Ordnung sorgen – ein nicht unumstrittenes Unterfangen, schreibt Thomas Schwarz, Geschäftsleiter von Medicus Mundi International, in der neusten Ausgabe des MMS Bulletins.
MMS Bulletin Nr 113 erschienen
Der Reader zur aidsfocus.ch Fachtagung “Culture and Condoms: Integrating approaches to HIV and AIDS“ ergänzt die Präsentationen der Fachtagung mit Artikeln aus der Praxis, die Kultur in der internationalen Aidsarbeit aus den verschiedensten Perspektiven beleuchten. Beispiele in diesem Bulletin zeigen, wie wirkungsvoll kulturell verankerte Kommunikationsformen sind, da sie die Leute direkt ansprechen, vertraute Bilder nutzen und zum Mitmachen einladen. Weitere Beispiele berichten von der erfolgreichen Zusammenarbeit mit traditionellen HeilerInnen und mit christlichen und muslimischen Geistlichen.
Pakistan: vier Jahre nach dem Erdbeben
Vier Jahre nach dem verheerenden Erdbeben im Nordwesten von Pakistan hat das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) seinen Wiederaufbau abgeschlossen. Im schwer zugänglichen Allai Valley wurde für 13‘000 Menschen die Wasserversorgung wieder hergestellt - kein einfaches Unterfangen.
Neue Ausgabe von inter-action erschienen
Die Hurrikan-Saison steht kurz bevor. Das Rote Kreuz will die Bevölkerung der Risiko-Regionen besser auf Katastrophen vorbereiten und ihre Verwundbarkeit vermindern. Die neue Ausgabe des Magazins inter-actio zeigt dies am Beispiel Honduras auf.
Partnerorganisation von mission 21 betroffen
Heftige Unruhen in Nigeria haben auch Todesopfer unter Christen gefordert. Die Kirche der Geschwister (EYN), eine Partnerorganisation von mission 21 in Nordnigeria, beklagt Tote und Zerstörungen. Die Friedensarbeit der EYN soll trotzdem weitergeführt werden. Ökumenische Mitarbeitende von mission 21, die sich zum Zeitpunkt der Unruhen im Nordosten Nigerias aufhielten, befinden sich in Jos in Sicherheit.
Ehemaliger DEZA-Vize gewählt
Enfants du Monde hat mit Serge Chapatte (66) einen neuen Präsidenten gewählt. Der Ökonom war bis 2008 Vize-Direktor der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), bei der er beinahe seine ganze berufliche Karriere durchlaufen hat. Serge Chapatte löst Jean-François Giovannini ab, der seit 2002 Vorstandspräsident gewesen ist. Giovannini bleibt weiterhin Vorstandsmitglied. Serge Chappatte schätzt sich glücklich, sich für eine Nichtregierungsorganisation engagieren zu können, die sich für Werte einsetzt, an die er glaubt.
Basel, 10. November 2009
Chronische Krankheiten haben die Todesraten der Infektionskrankheiten auf allen Kontinenten ausser im südlichen Afrika überholt. Sie können nicht mehr als ausschliessliches Problem der reichen Länder angesehen werden. Nicht nur die betroffenen Länder sondern auch die internationale Gesundheitspolitik und die in der Gesundheitszusammenarbeit tätigen Nichtregierungsorganisationen stehen vor grossen Herausforderungen. 8. Symposium der schweizerischen Gesundheitszusammenarbeit.
Bern, 15. September 2009
Der Meeting Point widmet sich der Arbeit des Vereins Freunde Behindertenintegration Kamerun (FBK). Seit elf Jahren unterstützt dieser das orthopädische Zentrum Obala (OZO) in Kamerun.Der Verein steht vor verschiedenen Herausforderungen. Folgende Fragen diskutiert der Meeting Point: • Wie kann die Nachhaltigkeit des Projektes gesichert werden, finanziell und personell? • Wie kann ein Nachfolger gefunden werden für den Gründer und Präsidenten des kamerunischen Vereins JHAR, und was sind die notwendigen Qualifikationen? • Wie kann der ehrenamtlich arbeitende Vorstand, der zugleich Projektberater, Finanzverantwortlicher und Fundraiser ist, das Projekt in Kamerun gut begleiten und die Qualität langfristig sichern?