Liebe Leserin, lieber Leser,
Nach den Sommerferien hatte ich Lust auf einen Utopieschub. Ich wandte mich per E-mail an ein paar GeschäftsführerInnen verschiedener Organisationen der internationalen Gesundheitszusammenarbeit und schrieb ihnen: "Im Zusammenhang mit der Kampagne 0.7% - Gemeinsam gegen die Armut
, die ja mehr Geld für die Entwicklungszusammenarbeit fordert, interessiert mich das folgende Gedankenspiel: Wenn Eure Organisation in den nächsten Jahren unverhofft beliebigen Zugang zu neuen Zuschüssen hätte, welchen Betrag könntet Ihr in den nächsten vier Jahren gemeinsam mit euren Partnerorganisationen sinnvoll in neue oder erweiterte Gesundheitsprojekte und -programme einfliessen lassen? Ich gehe davon aus, dass Eure 'Absorptionsfähigkeit' schrittweise ausgeweitet werden könnte und Ihr somit im Jahr 2011 mehr Geld umsetzen könntet als im Jahr 2008. Aber wie viel?"
Nicht alle Angeschriebenen haben sich grundsätzlich gegen diese halsbrecherischen Spekulationen verwahrt. Ich zitiere drei der eingegangenen Antworten:
"Ich denke, dass wir, wenn wir könnten, per 2011 kontinuierlich von heute 7 auf 10–12 Millionen Franken Umsatz wachsen könnten bei verbesserter Qualität gegenüber heute."
"Wir haben in den vergangenen drei, vier Jahren eine Umsatzsteigerung von 30-40 Prozent pro Jahr absorbieren
können. In Zukunft wollen wir aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Qualitätssicherung etwas langsamer treten, aber 10-20 Prozent Wachstum pro Jahr mehr wären ohne weiteres drin. Die Globalen Initiativen, wie der Global Fund, oder GAVI, oder andere haben unabhängig davon einen massiven Bedarf."
"Das Szenario würde mir gefallen! Effektives Budget 2007 = 5 Millionen; Wunschbudget 2011 = 200 Millionen"
Gerade die letzte Stellungnahme macht Sie vielleicht etwas stutzig und bestärkt den Kollegen, der keine Zahlen liefern wollte, sondern nur geantwortet hat: "Das ist ein verführerisches, aber auch ein gefährliches Gedankenspiel, das weckt viel Wünsche!" - Aber ist es denn verboten zu wünschen, sich vorzustellen, was wäre, wenn unser Ruf nach mehr Geld für die internationale Gesundheit doch einmal erhört würde?
Ich denke, jede Organisation sollte sich - und ihren Partnern - einmal die Frage nach dem "scaling up" ihrer bewährten Projekte und Programme, nach sinnvollem und nachhaltigem Wachstum im bisherigen oder in einem neuen Rahmen stellen, nicht nur als Werkzeug für die eigene Organisationsentwicklung, sondern auch, um im politischen Diskurs die richtigen Argumente zur Unterstützung der banale Aussage bereit zu halten: Ja, es könnte durchaus etwas mehr Geld für die internationale Zusammenarbeit vertragen...
Meine Mailbox ist nun offen für weitere Rückmeldungen. Aber vorher überfliegen Sie noch die Veranstaltungshinweise und weiteren Nachrichten, OK?
Freundliche Grüsse von
Thomas Schwarz, Co-Geschäftsführer Medicus Mundi Schweiz. Netzwerk Gesundheit für alle
DEZA und SECO
"Auf bilateraler Ebene entschied sich die DEZA 2006 für eine Konzentration ihrer Aktivitäten mit dem Ziel, die vorhandenen Mittel optimal zu nutzen. Bis 2010 wird sie die Zahl der Schwerpunktländer von 17 auf 14 verringern und sich auf 10 Schwerpunktbereiche beschränken." (SDC News, 20. Juli 2007)
Bulletin von Medicus Mundi Schweiz
"Auf welchen Ressourcen und Stärken von werdenden Müttern können Programme zur Prävention der vertikalen HIV-Übertragung aufbauen? Dies ist eine der Fragen, die in den lebhaften Diskussionen an der Fachtagung von aidsfocus.ch zu 'Positiver Mutterschaft' vom 26. April 2007 in Bern aufgeworfen wurden. Doch wie wir bald merkten, wird diese Frage bei der Entwicklung von Strategien und Pogrammen zur Prävention der Übertragung des HI-Virus aufs Kind kaum jemals gestellt." (Editorial MMS Bulletin Nr. 105, Juli 2007)
Studie von IAMANEH Schweiz
"Aids ist in Afrika eine Krankheit die von den Weissen erfunden ist, um damit Profit und Macht zu erlangen. Diese weit verbreitete Meinung ist mit ein Grund, weshalb die aktuelle Aidsprävention unter anderem in Mali in Frage gestellt wird. Eine Studie von IAMANEH Schweiz deckt sozio-ethnologische Aspekte auf, welche für eine erfolgreiche Aidsprävention wegweisend sein dürften." (News vom 16. August 2007)
Ein Bericht von Enfants du Monde
"Enfants du Monde arbeitet derzeit mit der Regierung El Salvadors an einer neuen Gesundheitspolitik. Dabei sollen nicht nur die Gesundheitsversorgung an sich verbessert, sondern auch die Kompetenzen jedes Einzelnen, der Familien und Dörfer stärker gefördert werden. Ein Ansatz, der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen wird und zum Ziel hat, die Mütter- und Kindersterblichkeit zu senken." (Mond'Info, August 2007)
DEZA und SRK nehmen Stellung
"Die Weltwoche hat in mehreren Artikeln die Tsunami-Hilfe der Schweiz schlecht gemacht. Der jüngst erschiene Artikel in Nr. 33 vom 16. August 2007 stützt sich vor allem auf den Abschlussbericht eines Korpsangehörigen. Von der DEZA zur Verfügung gestellte Informationen haben keinen Eingang in die Berichterstattung gefunden." - Die Hilfsorganisationen haben inzwischen mit Gegendarstellungen reagiert.
SRK-Reportage
"In der Region Mukjar in West-Darfur besuchen zwei mobile medizinische Teams des Roten Kreuzes wöchentlich zehn abgelegene Siedlungen. Dort leben mehrheitlich Halbnomaden, für die sonst kein Gesundheitsdienst zur Verfügung steht." (Website)
Ein Bericht von SolidarMed
"Das Spital von Dareda ist eines der wenigen Spitäler in Tanzania, welches den Fokus auch auf die in Afrika am meisten vernachlässigte Patientengruppe von HIV-Infizierten setzt, nämlich die Kinder." (SolidarMed aktuell, August 2007)
Genf, 14. September 2007
"Die diesjährige Jahreskonferenz der Entwicklungszusammenarbeit von DEZA und SECO steht ganz im Zeichen der Jugend als Zielgruppe, Partner und Akteur der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. Partnerland ist in diesem Jahr der westafrikanische Staat Burkina Faso, in dem sich die Schweiz seit 1976 engagiert."
Zürich, 8. Dezember 2007
Straflosigkeit, Traumatisierung und Perspektiven des Widerstands am Beispiel Guatemala. Jubiläumstagung von medico international schweiz.
Wil, 3. Oktober 2007
"Die PalästinenserInnen lassen sich nicht in Gute (in der Westbank) und in Schlechte (im Gazastreifen) trennen. Es kann nur eine gemeinsame Lösung geben – nach einem Ende der israelischen Besatzung. Über nachhaltige basismedizinische Projektarbeit im palästinensischen Kontext informieren Maja Hess sowie Jochi Weil." (medico international schweiz)
Basel, 6. September 2007
Podiumsgespräch im Rahmen der Eurizons-Tour zum Thema "Millenniumsentwicklungsziele: Die erste Halbzeit ist um. Ist die Schweiz am Ball?"
Basel, 20. September 2007
Jährlich sterben 13 Millionen arme Menschen an heilbaren Krankheiten. Patente spielen dabei eine wichtige Rolle, sie sichern den Pharmakonzernen Monopole, die lebensnotwendige Medikamente unerschwinglich teuer machen. Oder die Medikamente werden gar nicht erst entwickelt: Erforscht wird nur, was eine zahlungskräftige Kundschaft findet. Vortrags- und Diskussionsabend im Rahmen des Jubiläumsjahres 70 Jahre medico international schweiz.
Basel, 7. Dezember 2007
"Unter welchen Voraussetzungen ist Entwicklungszusammenarbeit wirksam? Was hat uns die Theorie dazu zu sagen? Welches sind die wichtigsten Lehren aus der Praxis? Wie sieht eine erfolgsabhängige Entwicklungszusammenarbeit aus? Was heisst überhaupt Erfolg bzw. Wirksamkeit?" (Symposium der Novartis Stiftung für Nachhaltige Entwicklung)
Basel, 6. November 2007 (MMS Symposium)
Wie definieren gemeinnützige nichtstaatliche Gesundheitseinrichtungen ihre Rolle in der nationalen Gesundheitsversorgung? Wie orientieren sie sich zwischen eigener Mission und veränderten nationalen und internationalen Rahmenbedingungen? - 6. Symposium der schweizerischen Gesundheitszusammenarbeit, organisiert durch das Netzwerk Medicus Mundi Schweiz.
Bern, 23. Oktober 2007
Das gemeinsam von Kwa Wazee und aidsfocus.ch im Rahmen der Ausstellung "Afrikas Grossmütter im Kampf gegen HIV/AIDS“ durchgeführte Forum will einige der wichtigsten durch die Ausstellung aufgeworfene Fragen genauer beleuchten, sie zur Diskussion stellen und Ansätze und Strategien zur Unterstützung vom alten Menschen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit diskutieren.
Bern, 18. September 2007 (MMS Meeting Point)
"Begonnen haben die Care Groups in Südafrika als kleine Basisgruppen. Heute fliesst nicht nur mehr Geld ins Projekt, sondern es werden auch neue Ansprüche und hohe Erwartungen geschaffen. Wie können wir mit der wachsenden Kluft zwischen den freiwilligen und für diese Arbeit ausgebildeten MitarbeiterInnen an der Basis, zumeist Frauen, und den hochgebildeten bezahlten ProjektmanagerInnen umgehen? Wie reagieren wir auf neue Ansprüche auch von unserer Organisation und von externen Geldgebern?" Ein MMS Meeting Point mit Irénée Haniss Pierrehumbert von DM-Echange et Mission