12.05.2017

Medienmitteilung

Wo bleibt das Interesse?

MMS/aidsfocus.ch MMS/ Aids-Hilfe Schweiz/ Aids-Hilfe Bern/ Bern, 10. Mai 2017) Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Zahl der unerkannten HIV-Infektionen auf mindestens 14 Millionen – eine Katastrophe! Laut WHO und UNAIDS sollen bis 2020 weltweit 90 Prozent der HIV-Infizierten diagnostiziert sein; davon sollen 90 Prozent mit antiretroviralen Medikamenten behandelt werden und bei 90 Prozent soll die Therapie so gut eingestellt sein, dass keine HI-Viren mehr nachweisbar sind. Gelingt dies, ist das Ziel bis 2030 der Epidemie ein Ende zu setzen, erreichbar.

Auch die Schweiz unterstützt das Ziel, AIDS bis ins Jahr 2030 zu eliminieren, kämpft aber damit, die richtigen Menschen von der Notwendigkeit eines HIV-Tests zu überzeugen. An der heutigen MMS/aidsfocus.ch Fachtagung in Bern waren sich die Fachleute einig, dass die nicht rechtzeitig erkannten HIV- Diagnosen einen Hauptgrund darstellen, warum die Betroffenen nicht von der Möglichkeit einer Behandlung profitieren können. Damit kann auch die Behandlung nicht im Sinne von Prävention genutzt werden.   

Die von UNAIDS propagierte 90-90-90 Strategie für Tests und Therapie stellt ein ambitiöses Ziel dar, wenn man bedenkt, dass heute schätzungsweise 37 Millionen Menschen HIV- positiv sind und nur lediglich die Hälfte Zugang zu medikamentöser Behandlung hat. Zum einen weil die Leute ihren HIV-Status gar nicht kennen aber auch weil der Zugang zur Therapie immer noch in vielen Ländern nicht oder nur teilweise gewährleistet ist. Wir stehen hier vor einer doppelten Herausforderung: Nur die Kenntnis über den eigenen HIV-Status ermöglicht eine adäquate Behandlung und der Zugang dazu muss gewährleistet sein.

Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung verunmöglichen oft den Entscheid zum HIV-Test, sowohl in der Schweiz wie auch im Südlichen Afrika.

An der Fachtagung von MMS/aidsfocus.ch diskutierten ReferentInnen aus dem In- und Ausland, wie auch der DEZA und UNAIDS verschiedene Ansätze zur Erreichung der gesteckten Ziele. Niklaus Labhardt (Swiss TPH/ SolidarMed) berichtete über die Erfolge und Herausforderungen aus Lesotho, wo ein Team von Tür zu Tür ging, um die BewohnerInnen über HIV aufzuklären und zu testen. Die Pfarrerin Phumzile Mabizela (INERELA +) aus Südafrika, selbst von HIV betroffen, erzählte wie wichtig die Kirche ist, um Stigmatisierung zu reduzieren und die Leute für einen HIV-Test zu gewinnen.  

Ein „weiter wie bisher“ reicht nicht!

Fest steht schon jetzt: Wenn sich die internationalen, beziehungsweise die nationalen Bemühungen nicht intensivieren, werden wir die 90-90-90 Ziele bis 2020 weder in der Schweiz noch im südlichen Afrika erreichen. Der nationale politische Wille und das Interesse AIDS zu besiegen ist notwendiger denn je! (Foto: Medicus Mundi Schweiz/ Daniel Rihs)