Gemeinsam für Gesundheit

Am Anfang der Vorbereitung des Symposiums standen unsere Fragen: Wie kann „Gesundheit für alle“ von unten her aufgebaut werden? Was können Basisgesundheitsinitiativen, die in einer Gemeinschaft oder Gemeinde verwurzelt sind, in eigener Kraft erreichen – und wo liegen ihre Grenzen? Wie lässt sich „Gesundheit von unten“ sinnvoll mit nationaler Planung und internationalen Initiativen verbinden? Welche Rolle können schweizerische Organisation in der Gesundheitsarbeit mit Gemeinschaften spielen – und wo liegen ihre Grenzen? Kann in Programmen, die von aussen initiiert oder gefördert werden, überhaupt eine aktive Beteiligung und „Miteigentümerschaft“ auf Seiten der Gemeinschaft entstehen? Wie werden Kompetenzen und Kapazitäten innerhalb einer Gemeinschaft erweitert und aktiviert, überkommene Haltungen und Rollenverständnisse verändert? Wie kommen innerhalb einer Gemeinschaft alle – auch benachteiligte – Gruppen und Interessen gleichberechtigt zu Wort?

Bereits in den letzten beiden Symposien der schweizerischen Gesundheitszusammenarbeit wurden wichtige Themen der gemeinschaftsbezogenen Gesundheitsarbeit angesprochen. An der Tagung vom 9. November 2005 in Basel wurden sie zum eigentlichen Gegenstand des Austauschs von Erfahrungen und Wissen: Wo steht die Community Action for Health zwei Jahrzehnte nach der Ottawa Charta, in der die Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsinitiativen als Kernstrategie der Gesundheitsförderung formuliert wurde?

Auch dieses Jahr bot das Symposium der schweizerischen Gesundheitszusammenarbeit viele Denkanstösse und einen Ort für den politischen und fachlichen Austausch – und darüber hinaus einige bemerkenswerte Inputs, die nicht nur den Kopf ansprechen, sondern auch anschaulich und bewegend sein wollen – wie etwa der Filmbeitrag aus dem Amazonasbecken in Ecuador, die Lesung aus dem Buch „The Community is my University“ aus Südafrika oder das Gespräch zwischen dem Gast aus Kamerun und dem schweizerischen Arzt.

Und auch diesmal bemühten wir uns um Praxisbezug und schlagen Brücken zwischen den Realitäten der Länder des Südens und Ostens und der Schweiz, zwischen dem Gesundheitssektor und anderen Bereichen der sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung.

Community Action for Health: Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert "Community Action for Health" als kollektive Anstrengungen von Gemeinden bzw. Gemeinschaften mit dem Ziel, grössere Kontrolle über relevante Gesundheitsfaktoren auf lokaler Ebene zu erlangen und somit die Gesundheit vor Ort zu fördern. Das Konzept dahinter heisst mehr Eigenverantwortung in der Gesundheitsförderung. Es basiert auf der Annahme, dass es eine grosse Anzahl individueller, sozialer und wirtschaftlicher Faktoren gibt, über die die Menschen zwar nur beschränkt Einfluss haben, aber den Grad dieses Einflusses dennoch steigern können. Es geht davon aus, dass Einzelne und Gemeinden oder Gemeinschaften in der Lage sind, die Faktoren, welche ihre Gesundheitssituation mitbestimmen, selber zu analysieren und Verbesserungsmassnahmen selber zu planen, durchzuführen und zu überwachen. Übertragung der Verantwortung an Einzelne und Gemeinschaften ist sowohl Mittel wie auch Zweck dieses Prozesses. Diese Philosophie der Gesundheitsförderung wird am besten in der "Ottawa Charta" der WHO zum Ausdruck gebracht. Gesundheitsförderung wird dort definiert als ein Prozess, bei dem Leute grössere Kontrolle erlangen über die Faktoren, welche ihre Gesundheitssituation bestimmen, und so ihren Gesundheitszustand selber verbessern können. (Tobias Schüth in: Bulletin von Medicus Mundi Schweiz)

Postkarte zum Symposium. Bild: Beat Stoll